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Mit ERASMUS+ im Ausland lehren

ERASMUS+ fördert nicht nur den Austausch von Studierenden, sondern auch Lehraufenthalte an europäischen Hochschulen, mit denen die htw saar kooperiert. Die Gastdozenten stärken durch ihren Aufenthalt die europäische Dimension der Partnerhochschulen und vermitteln ihr Fachwissen Studierenden, die nicht im Ausland studieren können oder möchten. Vor allem eröffnet ERASMUS+ Dozentenmobilität Lehrenden der htw saar die Chance, Lehrerfahrungen im Ausland zu sammeln, neue Lehrkulturen kennenzulernen und sich international zu vernetzen. Gleichzeitig ermöglicht eine Gastdozentur die Hochschule im Ausland bekannter zu machen.

Allein seit dem akademischen Jahr 2012/2013 haben an der htw saar rund 250 Dozentenmobilitäten in aller Welt stattgefunden. Viele Lehrende, die einmal eine Gastdozentur erlebt haben, gehen anschließend immer wieder ins Ausland. So auch Prof. Klaus-Dieter Köehler, der zuletzt an unserer Partnerhochschule in Brno (Tschechien) zu Gast war. Im Interview erzählt der langjährige Auslandsbeauftragte für die Architektur-Studierenden der htw saar von seinen Erfahrungen.

 

Kurzvorstellung

Was machen Sie an der htw saar?
Ich bin Professor an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen. Bei den Architekten unterrichte ich vorwiegend Fächer mit den Schwerpunkten Technik und Altbauerneuerungen. Außerdem bin ich Auslandsbeauftragter der Fakultät.

Seit wann sind Sie an der htw saar?
1991 wurde ich an die htw saar berufen.

Was ist Ihr „Background“?
Ich habe in Stuttgart und Aachen Architektur und Bauingenieurwesen studiert. Bevor ich an die htw saar kam, habe ich in Architekturbüros und in der Industrie gearbeitet.

Welche Auslandserfahrungen haben Sie gemacht?
Ich wollte im Studium eigentlich immer ins Ausland, nach Zürich oder Paris. Damals gab es noch keine akademischen Auslandsämter, weshalb ein Auslandssemester leider nicht zustande gekommen ist. Das bedauere ich sehr, aber habe diese Erfahrung dann mit Gastdozenturen nachgeholt.

Welche Sprachen sprechen Sie?
Ich spreche Englisch, Französisch und in Anfängen Italienisch.

Haben Sie ein Lieblingsland?
Mein Schwarm ist Frankreich, das ist ganz klar – dem gilt auch mein Hauptinteresse. Das beste Essen und den besten Kaffee gibt es aber definitiv in Italien.

 

Prof. Klaus-Dieter Köehler von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen erzählt von seinen Erfahrungen mit der ERASMUS+ Dozentenmobilität.

 

Sie haben schon häufig an ERASMUS+ Dozentenmobilitäten teilgenommen. Wie kamen Sie dazu?
Das ist eine einfache Folge: Wenn man Auslandsarbeit macht, dann kommt man automatisch ins Ausland. Seit es an der htw saar Auslandsbeauftragte gibt, habe ich dieses Amt an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen übernommen. Natürlich musste die Auslandsarbeit erst aufgebaut werden. Bevor ein ERASMUS+-Vertrag zwischen den Hochschulen unterzeichnet wird, gibt es zunächst einen Kontakt. Man fährt hin, um eine Beziehung anzubahnen und die Hochschule und die Fakultät „zu verkaufen“. Diese Arbeit hat sich dann bei mir mit Gastdozenturen fortgesetzt. 

Wie kann man sich eine Dozentenmobilität vorstellen?
Es gibt verschiedene Arten von Dozentenmobilitäten. Man kann ins Ausland gehen und die Hochschule vorstellen, um im besten Fall ein ERASMUS+-Abkommen zu erreichen. Ich habe aber natürlich auch an Lehraufenthalte an Partnerhochschulen teilgenommen, z.B. in Spanien, Italien oder Frankreich. Es gibt ganz unterschiedliche Lehrformate – klassische Vorlesungen, aber auch Seminare oder Workshops. Hinzu kommen natürlich auch die Vorbereitung, Betreuung, Korrekturen und Briefings. Manche Veranstaltungen sind sogar international und finden mit mehreren Partnern statt.

Wie läuft die Vorbereitung für eine Dozentenmobilität?
Bei einer Dozentenmobilität müssen zweierlei Dinge vorbereitet werden. Einerseits die inhaltliche und konzeptionelle Organisation der Lehrveranstaltung, andererseits die Finanzierung. Dies ist z.B. über ERASMUS+ möglich, wenn der Lehraufenthalt an einer europäischen Partnerhochschule stattfindet. Bei Lehraufenthalten außerhalb Europas wird es komplizierter.

Wie lange waren Sie an den Partnerhochschulen?
Von ein paar Stunden – was z.B. mit unserer Partnerhochschule in Nancy geht – bis wenige Tage oder einer Woche. Das notwendige Unterrichtspensum liegt bei mindestens acht Stunden, egal wie lange der Lehraufenthalt dauert.

Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?
Die Basis einer Gastdozentur ist, dass es einem gelungen ist, ein persönliches Verhältnis zu einem oder mehreren Lehrenden an Partnerhochschulen aufzubauen. Wenn man diese Basis hat, ist eine Gastdozentur eine sehr schöne und erfolgreiche Sache.

Gibt es einen Aufenthalt, der Ihnen besonders gut gefallen hat?
Natürlich sind längere Aufenthalte einprägsamer. Wir veranstalten beispielsweise bereits seit zehn Jahren mit Partnerhochschulen aus Spanien, Italien, Frankreich und Tschechien jährlich einen internationalen Workshop. Das ist immer ein besonderes Erlebnis. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe, die sich mit verschiedenen Themen aus dem Bereich Industriekultur auseinandersetzt. Zuletzt fand der Workshop in Sevilla statt. Im Fokus stand die einzige Glashütte Andalusiens. In internationalen Arbeitsgruppen haben die Studierenden gemeinsam das Thema erarbeitet, z.B. wie man diese Brache am Rand des Stadtzentrums entwickeln nutzen könnte. Mit allen Hochschulen, die bislang beteiligt sind, bestehen ERASMUS+-Verträge. Die Idee ist, das Netzwerk zu erweitern, um neue Kooperationsverträge abzuschließen oder Beziehungen mit Partnerhochschulen, mit denen wenig Austausch erfolgt, wiederzubeleben. Bilder von den Workshops gibt es auf der Website der htw saar.

Welche Vorteile sehen Sie durch einen Auslandsaufenthalt bzw. eine Dozentenmobilität?
Für die Studierenden ist ein Auslandsaufenthalt ein ganz großer Vorteil, vor allem für die Persönlichkeitsentwicklung. Bei einer Gastdozentur verhält es sich ziemlich ähnlich. Man sammelt einerseits neue Erfahrungen und lernt, dass Dinge anders gemacht werden und es andere Sichtweisen gibt. Aber man pflegt auch die Beziehungen, bahnt sie an und versucht sie zu intensivieren. Was man sehr schön erkennen kann ist, dass es nicht nur der eigene Weg zum Ziel führt. Das ist ganz wichtig. Wir sind in Europa, wir sind ganz unterschiedlich und man sollte diese Unterschiedlichkeit respektieren und nutzen.

Welchen Ratschlag können Sie interessierten Lehrenden mitgeben?
Wenn man eine Mobilität aufbauen will, sollte man versuchen, zunächst einen persönlichen Kontakt als Basis aufzubauen. Anschließend muss man das Organisatorische bewältigen. Da haben wir viel Glück, da wir ein International Office haben, das sehr gut funktioniert und einen echt unterstützt. Ich würde eine Dozentenmobilität jederzeit weiterempfehlen!

Vielen Dank für das Interview, Professor Köehler!

 

Sie interessieren sich für eine ERASMUS+ Dozentenmobilität?
Nähere Informationen erhalten Sie bei den Auslandbeauftragten Ihrer Fakultät, beim International Office der htw saar sowie auf der Website des DAAD.

 

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