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Wenn das Saarland ein Tier wäre…

„Wenn das Saarland ein Tier wäre – welches wäre es dann?“ Mit dieser Frage setzten sich Studierende aus aller Welt im Rahmen der 20. ACEEPT Project Week an der htw saar in Saarbrücken auseinander. ACEEPT (Association des Centres Européens d’Education Professionnelle en Tourisme) ist ein europaweites Netzwerk von Hochschulen mit touristischen Studiengängen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, der Schweiz sowie Spanien und der Türkei. Die Arbeitstreffen finden jährlich an wechselnden Orten und mit variierenden Themen statt. Gastgeber der Jubiläumsausgabe war unlängst Deutschland – repräsentiert von der htw saar. An dem einwöchigen Workshop in Saarbrücken nahmen rund 70 Studierende sowie 14 Lehrkräfte der Mitgliedshochschulen teil. Insgesamt waren 15 Nationen vertreten – neben Europa auch Aserbaidschan, China und Mexiko.

Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Produc(e·)in‘·Tourism“ – also Produkte und Produktion im Tourismus. Ziel war es, neue Ideen für den Tourismus im Saarland und in ähnlich strukturierten Regionen zu entwickeln. „Das gewählte Thema ließ bewusst Raum für Interpretationen und bot Gelegenheit, den Tourismus der Großregion mit seinen unterschiedlichen Facetten zu betrachten“, erklärt Achim Schröder, Tourismus-Professor an der htw saar und Organisator der Themenwoche. „Es umfasst sowohl die touristische Attraktivität produzierender Betriebe, wie beispielsweise von Villeroy & Boch, als auch die touristische Nachnutzung stillgelegter Produktionsanlagen, wie beispielsweise bei der Völklinger Hütte.“ Darüber hinaus beinhalte das Thema den Einsatz regionaler, landwirtschaftlicher Erzeugnisse zur touristischen Leistungserstellung – also vom Produkt zur Produktion. Ein Beispiel sind kulinarische Reiseangeboten wie sie in vielen Regionen vergleichbar vorzufinden sind.

 

 

Bereits vorab bereiteten sich die Studierenden in ihren Heimathochschulen auf die Projektwoche vor. Ihre Ergebnisse präsentierten sie zu Beginn des Workshops und zeigten anhand zahlreicher Beispiele, wie in ihren Heimatländern Produkte im Tourismus kombiniert werden. Frank Hälsig, Marketing-Professor an der htw saar, fasste zusammen, wie die Studierenden – als Gäste aus dem Ausland – das Saarland als Destination wahrnehmen. Der Assoziationstest „Wenn das Saarland ein Tier wäre, welches wäre es?“ veranschaulichte deutlich die unterschiedliche Wahrnehmung je nach Herkunftsland. So verglich das Team aus Spanien das Saarland mit einem Bären, wegen der langsamen Bewegung und der Kraft der Industrie-Geschichte. Hingegen sah das Team aus den Niederlanden große Ähnlichkeiten mit einem Schmetterling. Die zunächst unscheinbare Raupe entpuppt sich mit der Zeit, in der man die Region besser kennen lernt, als schöner Schmetterling.

Auf Exkursionen zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Erlebnisbergwerk Velsen, Erlebnisort Reden sowie zu den Manufakturen des Guts Hartungshof erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Woche einen unmittelbaren Eindruck der vielfältigen Variationsmöglichkeiten touristischer Produktion und Produkte in der Region. Darüber hinaus gaben Experten aus der Praxis den Studierenden in Fachvorträgen und Gesprächen Tipps, worauf sie bei Produktion touristischer Dienstleistungen achten sollten.

Dies alles diente der Vorbereitung auf die Wochenaufgabe. In acht international durchmischten Teams sollten die Studierenden ein touristisches Produkt konzipieren, bei dem eine Produktionsstätte, ein Produktionsprozess und/oder ein Produkt einen wesentlichen Bestandteil darstellt und das die Reisenden zu einem mindestens zweitätigen Aufenthalt im Saarland motiviert. Ihre Arbeitsergebnisse stellten die Teams am Ende der Woche einer Jury aus Praktikern, Studierenden sowie Lehrkräften vor. Diese zeigte sich von der Kreativität der Studierenden beeindruckt und staunte, wie professionell die in kurzer Zeit entwickelten Ideen präsentiert wurden. Diese reichten von einer Bier Yoga Reise bis hin zu einer kulinarischen Flusskreuzfahrt.

 

 

Drei Teams wurden als Gewinner von der Jury besonders hervorgehoben:
Der dritte Platz ging an die „Saar Barrels Experience“ – eine Paketreise, bei der die Reisenden aktiv in die Weinproduktion mit einbezogen werden und in ausgebauten Weinfässern übernachten. Zur Kundenbindung erhalten die Gäste eine Flasche Wein aus den Trauben, die sie im Jahr zuvor selbst gepflückt hatten und natürliche eine Einladung, wieder zu kommen. Weinproben und regionstypisches Essen sowie Wanderungen im Drei-Länder-Eck ergänzen das Programm.

Platz zwei ging an „PictureSaar“ – einem speziell auf ambitionierte Hobbyfotografen zugeschnittenes Angebot. Der Kunde kann hier zwischen den zwei Paketen „Industrie“ und „Landschaft“ wählen. Beim Industrie-Paket stehen beispielsweise spezielle Führungen und Workshops im Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf dem Programm.

Als Gewinner zeichnete die Jury aufgrund der Kreativität, aber auch der guten Realisierungschancen „SaaRide“ aus – eine Rundreise für passionierte und engagierte Radfahrer entlang der touristischen Highlights des Saarlandes. Neben dem Besuch von Winzern und Brauereien wurde besonderes Augenmerk auf authentische Erlebnisse mit Einheimischen gelegt. So wird gemeinsam gekocht, gebacken und natürlich verkostet. Die Vertreterinnen des Tourismus Zentrale Saarland in der Jury lobten die detaillierte Kommunikationsstrategie, bei der bereits konkrete Messen und Magazine vorgeschlagen wurden, um die potenzielle Zielgruppe zu erreichen.

Die Zertifikats- und Preisübergabe erfolgt im Rahmen eines gemeinsamen feierlichen Abendessens. Die anschließende Abschiedsparty rundete die ereignisreiche Woche ab. Mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und einem europaweiten Netzwerk freundschaftlicher und professioneller Kontakte kehrten die künftigen Touristiker anschließend in ihre Heimatländer zurück – als Kenner und vielleicht auch als Botschafter des Saarlands. Und wer weiß, vielleicht kommen sie bald einmal wieder, um den schönen Schmetterling zu besuchen.

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