Struktur und Bedeutung des saarländischen Außenhandels
Das Saarland ist eine überaus „offene Volkswirtschaft“. Mit einer Exportquote von rund 44 % liegt es an der Spitze aller deutschen Flächenstaaten. Fahrzeuge, Stahl und Maschinen sind der „Renner“. Rund zwei Drittel der Exporte gehen dabei in Mitgliedsländer der Europäischen Union.
Auf Einladung von Prof. Dr. Leonhard Firlus von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften hielt Oliver Groll, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs „International“ der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, am 10. Januar 2018 einen Vortrag vor Studierenden des Bachelor-Studiengangs Internationales Tourismus-Management. Im Fokus stand die Bedeutung des Außenhandels für die saarländische Wirtschaft.
Das Saarland hat in den vergangenen Jahrzehnten einen beeindruckenden Strukturwandel von der Montanindustrie hin zum Fahrzeug- und Maschinenbau erfolgreich bewältigt. Die mit Abstand bedeutendsten industriellen Arbeitgeber sind – bezogen auf die Beschäftigtenzahlen – die ZF Getriebe AG, die Ford Werke GmbH, die AG der Dillinger Hüttenwerke, die Robert Bosch GmbH sowie die Saarstahl AG.
Deutschland und auch das Saarland weisen traditionell einen hohen Exportüberschuss aus. Die Gesamtausfuhren des Saarlandes betrugen 2016 rund 35 Milliarden Euro. Aber was ist das „Erfolgsgeheimnis“ der deutschen und damit auch der saarländischen Exportwirtschaft? Eine starke industrielle Basis, ein flexibler Mittelstand, hohe Qualität und Liefertreue, hochqualifizierte betriebliche Ausbildung sowie preisliche Wettbewerbsfähigkeit innerhalb und außerhalb des Euroraums sind die wesentlichen Faktoren.
Bei der sektoralen Struktur der saarländischen Exporte dominieren in herausragender Weise Fahrzeugteile und Fahrzeuge mit je 34 %. Maschinen machen immerhin noch 9 % aus. So erfolgreich das Saarland damit bisher auch war, macht dies deutlich, dass mit der zunehmenden Digitalisierung und einer eventuellen Abnahme der Bedeutung von Verbrennungsmotoren große Herausforderungen auf das Saarland zukommen.
Die meisten saarländischen Exporte gingen 2016 in das Vereinigte Königreich, gefolgt von Frankreich und den Vereinigten Staaten. Auch hier wird deutlich, dass durch den bevorstehende Brexit und die nicht kalkulierbare Außenhandels- und Steuerpolitik von Präsident Donald Trump das Saarland vor großen Herausforderungen steht. Hinzu kommen die politische Situation in der Türkei, der Konflikt um die separatistischen Bestrebungen in Katalonien und das Handelsembargo gegenüber Russland.
Im Gegensatz zur Handelsbilanz weisen Deutschland und das Saarland in der Dienstleistungsbilanz traditionell ein Defizit aus. Wesentliche Ursache hierfür ist die Vorliebe der Deutschen, ihren Urlaub im Ausland zu verbringen. So ging Groll auch auf das Thema Tourismus ein, was den anwesenden Studierenden natürlich besonders am Herzen lag.
Im Anschluss an diesen sehr interessanten Vortrag stand der Referent für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.
Oliver Groll hält bereits seit vielen Jahren regelmäßig Gastvorträge im Rahmen der Vorlesungen von Prof. Dr. Leonhard Firlus zu außenwirtschaftlichen Fragen. Diese Tradition soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
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