Tourismus in Galicien: Zwischen Authentizität und Anpassung
Zum fünften Jahr in Folge fuhren im Oktober 2018 neun Studierende des Bachelor-Studiengangs Internationales Tourismus-Management unter der Leitung von Prof. Dr. Kerstin Heuwinkel an die Partnerhochschule Universidad de Vigo.
Die Studierenden verbrachten insgesamt eine Woche in Galicien. Nach zwei Tagen in Santiago de Compostela reisten sie nach Ourense, einem der Hochschulstandorte der Partnerhochschule Im Mittelpunkt der Exkursion stand ein gemeinsamer Workshop mit spanischen Studierenden. Zudem fanden eine Vorlesung zum Kulturmanagement, Teamarbeit, Präsentationen sowie gemeinsame Ausflüge statt. Die gemeinsamen Lehrveranstaltungen fanden im Rahmen der ERASMUS+ Gastdozentur von Heuwinkel statt. Ein zentrales Thema in diesem Jahr war die Herausforderung, die sich daraus ergibt, dass Santiago zunehmend von Pilgertouristen überlaufen ist. Die anderen Städte und Regionen in Galicien profitieren kaum oder nur sehr wenig von diesem Tourismus, zumal der Großteil des Pilgertourismus auf einem niedrigen Preisniveau angesiedelt ist. Die geringe Anzahl der Übernachtungen sowie die Reiseform (zu Fuß oder mit dem Fahrrad) führen ebenfalls dazu, dass wenig Einnahmen generiert werden. Zusätzliche Ausgaben verteilen sich auf die Gastronomie, den Kauf von Souvenirs sowie Transportunternehmen für die Rückreise – die zumeist in Form eines Fluges mit der Low Cost Airline Ryanair erfolgt.
Die Studierenden arbeiteten in unterschiedlichen Gruppen an diesem Thema. Weiterhin wurde die Zweisprachigkeit in der Region – Castellano und Gallego – hinsichtlich der Wechselwirkungen mit dem Tourismus analysiert. Einerseits ist die eigenständige Kultur ein Anziehungspunkt. Andererseits ist die Zweisprachigkeit für Touristen aus anderen Regionen Spaniens sowie internationale Gäste teilweise verwirrend. Hinzu kommt die nur lückenhafte Bereitstellung von Informationen in englischer Sprache. Ein Thema, das in Ourense nie fehlen darf, sind die heißen Quellen und die damit verbundenen Lebenspraktiken sowie das Spannungsfeld privatwirtschaftlicher und öffentlicher Interessen.
Der erste gemeinsame Ausflug führte am Mittwoch nach Guimarães. Die portugiesische Stadt war 2012 Kulturhauptstadt Europas und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Seit diesen Auszeichnungen ist ein starker Anstieg touristischer Kennzahlen (Ankünfte, Übernachtungen und Ausgaben) zu verzeichnen. Die Studierenden der htw saar konnten nach dem Workshop am Vormittag die Küstenregion rund um Vigo kennenlernen. Bei einer gemeinsamen Wanderung nach den abschließenden Präsentationen wurde am Freitag die weiter im Landesinneren liegende Ribeira Sacra bei einer Wanderung erkundet.
Zusammenfassend ist Galicien weiterhin eine recht unbekannte Region Spaniens mit einer eigenständigen Kultur, die vor allem durch Santiago de Compostela bekannt ist. Allerdings zeigen die steigenden Tourismuszahlen bereits Auswirkungen, da eine Anpassung an die Vorstellung der Touristen stattfindet. Vor einigen Jahren war es undenkbar, Sangria oder Paella in Galicien zu erhalten. Inzwischen bieten die meisten Restaurants diese an. Ebenfalls verschieben sich zunehmend die Öffnungszeiten in Richtung internationaler Gewohnheiten.
Für das nächste Jahr ist im Mai oder Juni ein Gegenbesuch der spanischen Studierenden an der htw saar geplant.
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