Tag der Lehre 2018
Durch die Digitalisierung ändern sich Arbeitsabläufe, die Art des Miteinander-Arbeitens, des Umgangs mit Daten, des Wissensmanagements, und damit die Anforderungen an Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Diese Änderungen erfordern eine angepasste Vorbereitung von zukünftigen Fach- und Führungskräften, insbesonsere im akademischen Bereich.
Am 28. November 2018 diskutierten rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Tag der Lehre der htw saar die Auswirkungen dieser Änderungsprozesse auf die Qualifizierung zukünftiger Fach- und Führungskräfte.
In seiner Begrüßung zitierte der Vizepräsident für Studium, Lehre und Internationalisierung Prof. Dr. Andy Junker aus Strategiepapieren der Kultusministerkonferenz und des VDI. Digitalisierung ist ein Thema für alle Fachrichtungen der Hochschule.
Bevor sich die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer intensiv mit den Folgen der Digitalisierung in der akademischen Bildung beschäftigten, kamen Best-Practice Beispiele zu guter Lehre an der htw saar zu Wort. Die Präsentationen des Landespreises Hochschullehre 2017 durch Prof. Dr.-Ing. Gudrun Djouahra zum selbstbestimmten Lernen und der Ergebnisse des Qualitätspakt-geförderten Projekts zur Steigerung der Qualität von Videos in der Lehre sowie die offizielle Freischaltung der Plattform zu Beispielen mit gelungenen Lehrprojekten und –formaten an der htw saar dienten dazu, den Austausch über Lehre anzuregen.
Den Einstieg in das Thema des Tages übernahm Martin Wilckens von der Deutschen Telekom AG mit der Keynote „Digitalisierung: Modewort? Chance? Verpflichtung? Ein Blick auf die nächste Dekade der Arbeitswelt“. Wilckens präsentierte die Ergebnisse einer Studie im Auftrag der Telekom zur Arbeitswelt der Zukunft. Durch die zunehmende Digitalisierung erfolgt ein anhaltender, rasanter Umbruch, der das Bedürfnis nach Zugehörigkeit steigert. Organisationen tun daher gut daran, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, um die besten Köpfe (z.B. Studierende, Professorinnen und Professoren oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) für sich zu gewinnen und zu halten.
Wilckens forderte von den zukünftigen Absolventinnen und Absolventen Neugierde auf neue digitale Tools, neue Arbeitsmethoden, Englisch- und grundlegende Programmierkenntnisse sowie ein Verständnis von Geschäftsmodellen. Über Allem steht jedoch die richtige Haltung bzw. Einstellung (Attitude): Integrität, Kundenorientierung, Weitergabe von Wissen und gegenseitiges Unterstützen – ausgeprägte Sozial- und Selbstkompetenzen sind auf der Basis solider Fachkompetenzen entscheidend.
Von den Hochschulen erwartet Wilckens die Anpassung des Studienangebots an neue Technologien und Berufsprofile – aber ohne zu hohe Spezialisierung. Die Kommunikation an der Hochschule mittels moderner Werkzeuge solle natürlich sein. Lehrende sollten neue Arbeitsmethoden wie Design Thinking und die Integration moderner (digitaler) Tools (z.B. agile Projektmanagement-Tools) aktiv in das Studium vorantreiben. Dadurch entsteht eine Win-Win-Situation für eine attraktive Hochschule mit zufriedenen Absolventen, die auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt werden und der Hochschule als dankbare Alumni verbunden bleiben.
Den Status-Quo und einen Ausblick auf die Planungen zum Umgang mit der Digitalisierung an der htw saar präsentierte Junker in Vertretung des IT-Beauftragten des Präsidiums Prof. Dr. Daniel Abawi mit der kürzlich verabschiedeten Digitalisierungsstrategie der htw saar. Digitalisierung wird darin nicht als Selbstzweck beschrieben. Die Maßnahmen sollen sich vielmehr an den Bedürfnissen der Aufgabenträger und Leistungsnehmer orientieren.
Nach der Mittagspause gab es in den drei parallelen Workshops „Offene Bildungsmaterialien (OER)“, „Webkonferenz“ und „Kleine Gamification-Tools“ Gelegenheit, sich mit konkreten digitalen Tools für die eigene Lehre intensiv auseinanderzusetzen.
Die abschließende Diskussionsrunde sollte den Blick auf die Aufgaben und Möglichkeiten der htw saar für das Empowerment der Studierenden richten. Verschieden Vertreter aus dem Hochschulumfeld diskutierten unter der pointierten Moderation von Prof. Dr. Wolfgang Appel über die Fragestellung „Digitale Kompetenzen für die Arbeitswelt: Wie sollten Studierende darauf vorbereitet werden?“.
Für den Wissenschaftsmanager Prof. Dr.-Ing. Albert Meij, Vizepräsident der Hochschule Kaiserslautern, ist bei der Digitalisierung die Beherrschung der Technik noch das kleinste Problem. Die damit einhergehenden Herausforderungen begreift der eLearning-Experte Dr. Konrad Faber, Geschäftsführer des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz, durch die größere Vielfalt an didaktischen Optionen als Chance. Djouahra warnte davor, vor lauter Faszination für die Technik den eigentlichen Lernprozess zu vernachlässigen. Dies konnte der Informatiker Prof. Dr.-Ing. Damian Weber als vermeintlich prädestinierter Technik-Nerd entkräften, indem er jedem Lehrinhalt seine eigene „Vermittlungs-Technologie“ zubilligte, z.B. die Kreide/Tafel-Kombination. Der frisch gewählte Vorsitzende des AStA der htw saar Elias Friedrich wünschte sich vor allem einfache Wege zur Verteilung von Materialien und Informationen und zur Kommunikation, wobei er E-Mails als für Erstsemester-Studierende (noch) ungewohnten Kommunikationspfad entlarvte.
Fragen des Publikums wurden ganz im Sinne der Digitalisierung über das Online-Tool Pigeonhole gesammelt und vom Moderator auf das Podium getragen. Während der gesamten Tagung konnten auf Twitter Kommentare unter dem Hashtag #tdl18 abgegeben werden.
Vizepräsident Junker verabschiedete die Teilnehmenden mit einem Dank an das Organisationsteam und dem Ausblick auf den Tag der Lehre 2019. Dieser wird ein Novum in der Hochschullandschaft sein: Er wird erstmals mit der Hochschule Kaiserslautern gemeinsam organisiert und durchgeführt. Der nächste Tag der Lehre findet am 5. Juni 2019 in Kaiserslautern statt.
Weitergehende Infos:
Sammlung guter Lehre an der htw saar
Digitalisierungsstrategie im Intranet
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