Struktur und Bedeutung des saarländischen Außenhandels
Das Saarland ist eine überaus „offene Volkswirtschaft“. Mit einer Exportquote von rund 44 % liegt es an der Spitze aller deutschen Flächenstaaten. Fahrzeuge, Stahl und Maschinen sind der „Renner“. Rund zwei Drittel der Exporte gehen dabei in Mitgliedsländer der Europäischen Union.
Auf Einladung von Prof. Dr. Leonhard Firlus von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften hielt Oliver Groll, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs „International“ der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, am 9. Januar 2020 einen Vortrag vor Studierenden des Bachelor-Studiengangs Internationales Tourismus-Management. Im Fokus stand die Bedeutung des Außenhandels für die saarländische Wirtschaft.
Die Stärke Deutschland als Exportnation lässt sich auf eine Reihe von Faktoren zurückführen; dies sind u.a. eine starke Industrie, ein flexibler Mittelstand, hohe Qualität und Liefertreue, hoch-qualifizierte betriebliche Ausbildung, preisliche Wettbewerbsfähigkeit sowie große Preisstabilität im Inland und die einheitliche Währung im Euroraum. Wie in kaum einem anderen Bundesland hängt die wirtschaftliche Entwicklung im Saarland von der Entwicklung der Exporte ab.
Das Saarland hat in den vergangenen Jahrzehnten einen beeindruckenden Strukturwandel von der Montanindustrie hin zum Fahrzeug- und Maschinenbau erfolgreich bewältigt. Die mit Abstand bedeutendsten industriellen Arbeitgeber sind – bezogen auf die Beschäftigtenzahlen – die ZF Getriebe AG, die Ford Werke GmbH, der Saarstahl-Konzern, die AG der Dillinger Hüttenwerke sowie die Robert Bosch GmbH.
Bei der sektoralen Struktur der saarländischen Exporte dominieren in herausragender Weise Fahrzeugteile und Fahrzeuge. So erfolgreich das Saarland damit bisher auch war, macht dies deutlich, dass mit der zunehmenden Digitalisierung und einer eventuellen Abnahme der Bedeutung von Verbrennungsmotoren große Herausforderungen auf das Saarland zukommen. Insbesondere kleinere Zulieferbetriebe der Automobilindustrie werden von diesen Strukturveränderungen stark betroffen sein. Diese Veränderungsprozesse werden sich nach Ansicht von Herrn Groll noch über einen längeren Zeitraum hinziehen.
Die meisten saarländischen Exporte gingen 2018 nach Frankreich, gefolgt vom Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Aktuell wirft der bevorstehende Brexit mit der Abwertung des britischen Pfunds und der daraus resultierenden sinkenden Nachfrage nach dem in Saarlouis hergestellten Ford Focus mit dem Lenkrad auf der rechten Seite bereits seine Schatten voraus.
Auf der Importseite dominieren Spanien und Frankreich das Bild, wobei die bedeutende Rolle Spaniens auf den Import des Seat nach Deutschland über das Saarland zurückzuführen ist. Sektoral fallen die hohen Importe pharmazeutischer Erzeugnisse auf. Dies beruht im Wesentlichen auf einem erfolgreichen Geschäftsmodel, billige importierte Medikamente entsprechend der deutschen Vorschriften zu beschriften und umzuverpacken.
Der saarländische Tourismus verzeichnet insgesamt rd. 3 Millionen Übernachtungen pro Jahr, wobei es sich bei rd. eine halbe Million Übernachtungen um ausländische Gäste handelt, von den die meisten aus den Niederlanden, Frankreich und Belgien kommen. Der jährliche Umsatz im Tourismus liegt bei rd. Mrd. 1,4 EUR, und rd. 33.000 Arbeitsplätze hängen vom Tourismus ab.
Gemäß den Ergebnissen einer aktuellen Befragung hat der Anteil deutscher Unternehmen, die eine Zunahme von Hemmnissen bei ihren internationalen Geschäften befürchten, erneut deutlich zugenommen und beträgt nunmehr 47%. Hierbei spielen insbesondere Sanktionen, lokale Zertifizierungsanforderungen und verstärkte Sicherheitsanforderungen eine Rolle. Im Anschluss an diesen sehr interessanten Vortrag stand der Referent für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Oliver Groll hält bereits seit vielen Jahren regelmäßig Gastvorträge im Rahmen der Vorlesungen von Prof. Dr. Leonhard Firlus zu außenwirtschaftlichen Fragen. Diese Tradition soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
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