Quantifizierung der Lebensmittelverschwendung in der Großregion
Am 6. Mai 2022 hat das von der htw saar organisierte Webinar mit dem Titel „Herausforderungen und Lösungen der Quantifizierung von Lebensmittelverlusten, -überschüssen und unverkauften Waren in der Großregion“ im Rahmen des Interreg-Projekts FRUGAL stattgefunden.
Die htw saar ist seit Dezember 2020 Partner in diesem grenzüberschreitenden Projekt. Innerhalb seiner zweijähriger Laufzeit werden Kreislaufwirtschaftskonzepte zur Weiterverwertung und Umverteilung von Lebensmittelüberschüssen in der Großregion (Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Wallonien, Luxemburg) entwickelt und erprobt. Um die Menge der Lebensmittelüberschüsse abschätzen zu können, wurde im Laufe des Projekts eine Analyse in der Großregion durchgeführt. Da sich diese Analyse in großen Teilen auf bereits abgeschlossene nationale Studien stützte, wurden die entsprechenden Autoren eingeladen, ihre jeweiligen Vorgehensweisen während des Webinars vorzustellen. Somit sollte das Webinar den Teilnehmern ermöglichen, Einblicke in die Methoden der Quantifizierung in den einzelnen Ländern zu erhalten und einen grenzüberschreitenden Austausch zwischen den Experten fördern.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch die Vizepräsidentin für Forschung, Wissens- und Technologietransfer, Prof. Dr. Charis Förster, hielt David Cheubou Kamga den Impulsvortrag der htw saar über die Herausforderungen der grenzüberschreitenden Quantifizierung. Darin ordnete er das Thema in den Kontext des Projekts FRUGAL ein und ging besonders auf die Schwierigkeiten bei der Datenerhebung in den einzelnen Ländern sowie die Probleme bei der Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen den Ländern ein.
Den ersten von vier Fachvorträgen hielt Laurence Gouthière, die an zahlreichen von der ADEME durchgeführten Studien zur Quantifizierung von Lebensmittelabfällen in Frankreich beteiligt war. In ihrem Vortrag ging sie auf die Rahmenbedingungen der Handhabung von Lebensmittelüberschüssen in Frankreich ein und setzte einen besonderen Fokus auf die Herausforderungen der Quantifizierung in der Primärproduktion.
Anschließend stellte Gerd Winter vom Studien- und Beratungsbüro Eco-Conseil die Methodik zur Bestimmung der Lebensmittelabfallmenge in Luxemburg vor, die sich in großen Teilen auf Abfallstatistiken und Angaben von Abfalltransporteuren stützt. Im weiteren Verlauf seines Vortrags ging er genauer auf die Erhebung der Lebensmittelabfälle im luxemburgischen Groß- und Einzelhandel ein.
Als nächstes folgte ein Beitrag von Dr. Thomas Schmidt vom Thünen-Institut, das die Erhebungen zum Aufkommen von Lebensmittelverlusten in Deutschland durchführt. Er gab in seiner Präsentation einen Überblick über die unterschiedlichen von der EU zugelassenen Messmethoden und stellte deren Vor- und Nachteile heraus.
Den letzten Fachvortrag hielt Marie Legrain, Koordinatorin der Cellulle Manger Demain aus Wallonien. Sie referierte über die Durchführung von Audits zu Lebensmittelverlusten im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion und stellte Ansätze für einen Leitfaden zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten vor.
Zum Schluss der Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, in Breakout-Sessions mit den Experten ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen zu stellen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Aussagen der Experten viele Vermutungen bestätigt haben. Die Herausforderungen in Bezug auf die Datenerhebung, deren Qualität und Aktualität ähneln sich in allen Ländern der Großregion stark. Gleichzeitig bleibt eine möglichst genaue Quantifizierung der Lebensmittelverschwendung eine Grundvoraussetzung, um die Effekte der Maßnahmen zu deren Reduzierung, zu der sich viele Länder verpflichtet haben, nachverfolgen zu können. Es ist zu hoffen, dass Vorstöße, wie der delegierte Beschluss zu einer gemeinsamen Methodik und Mindestqualitätsanforderungen für die einheitliche Messung des Umfangs von Lebensmittelabfällen in der EU, Wirkung zeigen und in Zukunft vergleichbarere und regelmäßige Ergebnisse hervorbringen.
Die htw saar dankt im Namen des Projektkonsortiums allen Referenten und Teilnehmern für den interessanten Austausch und hofft, die nächste Veranstaltung in Präsenz durchführen zu können.
Aufzeichnungen des Webinars in Originalsprache sowie deutscher und französischer Verdolmetschung sind auf YouTube abrufbar.
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