Es wird weiter geforscht! Interreg VI Großregion genehmigt Förderung für spannende Forschungsprojekte an der htw saar
Im Rahmen des Förderprogramms Interreg VI beteiligte sich die htw saar im dritten Projektaufruf mit vier spannenden Forschungsprojekten in der Großregion. Mit einer Summe von fast 182 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) stellt das Programm eine beachtliche Summe zur Finanzierung von grenzüberschreitenden Forschungsprojekten zur Verfügung.
Um die Ziele einer grüneren oder sozialeren Großregion mit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu erreichen, beteiligt sich die htw saar mit den Projekten ALAFERM, ForVirHealth, GReen Logistik und JüLiG. Alle vier Projekte haben eine Laufzeit von 36 Monaten, der htw-Anteil ein Gesamtvolumen von 2,5 Millionen Euro. Alle vier Anträge wurden am 09.10.2025 unter Vorbehalt genehmigt. Es ist üblich, dass die Projekte zunächst unter Vorbehalt genehmigt werden. Die Projektpartner erhalten die formellen Vorbehalte am 24.10.25 und haben für deren Bearbeitung sechs Wochen Zeit. Ende des Jahres werden die Vorbehalte dann aufgehoben und Anfang Januar 2026 kann mit der Projektarbeit begonnen werden.
Im Rahmen der Projekte werden sich Professor*innen und Mitarbeiter*innen mit spannenden Fragestellungen beschäftigen.
Prof. Dr. Ahmad Osman
Die Molke, ein Nebenprodukt, wird dank Wissenschaftler*innen und Molkereimeister*innen aus der Großregion zu einer Ressource: einem innovativen und gesundheitsfördernden Nahrungsergänzungsmittel, kurz: ALAFERM
Projektkoordinator:
Centre de Coopération Technique et Pédagogique- CeCoTePe aus der Provinz Liège in Belgien
Weitere finanzielle Projektpartner neben der htw saar:
Hochschule Trier, Université de Liège sowie Université de Lorraine
Das Projekt fördert ein nachhaltiges, zirkuläres Agrar- und Lebensmittelsystem in der Großregion durch Stärkung kurzer Lieferketten in der Milchproduktion. Es entwickelt ein innovatives Nahrungsergänzungsmittel auf fermentierter Molke, reich an Prä- und Probiotika, zur Verbesserung der Darmgesundheit und des Wohlbefindens. Durch die Aufwertung dieses Nebenprodukts der Käseherstellung werden Umweltbelastungen reduziert und ökologisch verantwortungsvolle Wertschöpfungsketten unterstützt.
Das Projekt basiert auf einem streng kontrollierten Fermentationsprozess, der die ernährungsphysiologischen Eigenschaften des Produkts aus verschiedenen Molkequellen (Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch) optimiert. Zu den Innovationen gehören:
– Untersuchung der Wechselwirkungen mit pathogenen Bakterien, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten und sowohl die Industrie als auch die Verbraucher zu beruhigen
– Entwicklung einer Pulverversion, die eine bessere Konservierung und Anpassung an internationale Märkte ermöglicht und gleichzeitig die funktionellen Eigenschaften erhält
– Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) zur Vorhersage des Potentials von Molke aus anderen Käsearten und zur Erleichterung ihrer industriellen Integration
– Nachhaltigkeitsanalyse
Dieser vorbildliche Ansatz wandelt Abfall in eine wertvolle Ressource um, stärkt kurze Lieferketten und minimiert die durch den Transport verursachten Belastungen.
Prof. Dr. Barbara Cattarius
Virtuelle Realität für die Ausbildung in Pflege und Hebammenwissenschaft – ForVir-Health startet!
Projektkoordinator: HELMo Link aus der Provinz Liège.
Weitere finanzielle Projektpartner neben der htw saar:
Université de Liège sowie Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg
Im Interreg-Projekt „Virtuelle Realität – basierte innovative Förderungs- und Ausbildungskonzepte zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen“ (ForVir-Health) entwickeln Partner aus Belgien, Frankreich und Deutschland – unter Leitung von HELMo Link (Liège) und Beteiligung der htw saar, der Université de Liège und des Universitätsklinikums des Saarlandes – virtuelle Lernmodule für die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften in der Großregion.
Ziel des Projekts ist es, die Attraktivität und Qualität der Ausbildung in den Bereichen Pflege und Hebammenwissenschaft zu stärken und so dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegenzuwirken. Mithilfe immersiver Virtual-Reality-Szenarien werden kommunikative Kompetenzen in interkulturellen und interprofessionellen Kontexten gefördert.
Die von der htw saar verantworteten Teilprojekte konzentrieren sich auf die Entwicklung und hochschuldidaktische Implementierung von VR-Trainingsmodulen, die insbesondere verbale und nonverbale Kommunikation in komplexen klinischen Situationen adressieren. Damit sollen Studierende praxisnah auf ihre ersten Berufserfahrungen vorbereitet und ihre interkulturelle Handlungskompetenz gestärkt werden.
Prof. Dr. Teresa Melo und Prof. Dr. Ahmad Osman
Förderung nachhaltiger Prozesse und Reduzierung von Lebensmittelverschwendung in grenzüberschreitenden Lieferketten der Lebensmittelindustrie, insbesondere Früchte kurz: GReen Logistik
Projektkoordinator: htw saar
Weitere finanzielle Projektpartner neben der htw saar:
Université de Lorraine, Université de Liège sowie Partage Ton Frigo aus Frankreich (Lorraine)
Das Projekt GReen Logistik hat zum Ziel, nachhaltige Prozesse zu fördern und die Lebensmittelverschwendung in grenzüberschreitenden Lieferketten der Lebensmittelindustrie, insbesondere im Obstsektor, zu reduzieren.
Hierzu werden bestehende Prozesse analysiert und neue Verfahren zur Bestimmung des Reifegrads von ausgewählten Früchten (Äpfeln, Trauben, Birnen und Mirabellen) entwickelt und angewendet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz KI-gestützter, zerstörungsfreier Methoden zur Reifeprüfung, die Echtzeitinformationen über Qualität und Haltbarkeit liefern. Diese Daten bilden die Grundlage für optimierte logistische Entscheidungen nach der Ernte – etwa bei Lagerung, Sortierung, Verpackung und Distribution – und ermöglichen eine gezielte Steuerung von Warenströmen.
Das Projekt unterstützt regionale Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), bei der Einführung dieser Technologien und bei der Umsetzung nachhaltiger, effizienter Logistikprozesse. Ziel ist es, eine messbare Verringerung der Obstverluste zu erreichen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der regionalen Wertschöpfungsketten zu verbessern.
Durch die Kombination moderner Sensorik, datenbasierter Verfahren und grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Unternehmen und öffentlichen Akteuren werden neue Standards für eine nachhaltige Obstlogistik in der Großregion geschaffen.
Prof. Dr. Nicole Schwarz
Jüdisches Leben in der Großregion-kurz: JüLiG
Projektkoordinator: EUROKEY Software GmbH
Weitere finanzielle Projektpartner neben der htw saar:
Université de Liège sowie Service national de la jeunesse aus Luxemburg
Das jüdische Leben hat das kulturelle Gesicht der Großregion – also des Saarlands, Luxemburgs, Lothringens, der Wallonie und Rheinland-Pfalz – über Jahrhunderte entscheidend geprägt. Synagogen, Friedhöfe, Musik, Kunst und alltägliche Lebensgeschichten zeugen bis heute davon. Doch vielen Menschen, besonders jungen Generationen, sind diese Spuren kaum bekannt. Wissen über jüdisches Leben beschränkt sich oft auf die Zeit des Holocaust – der reiche kulturelle und gesellschaftliche Beitrag jüdischer Gemeinschaften bleibt dabei meist im Hintergrund.
Hier setzt das grenzüberschreitende Projekt „Jüdisches Leben in der Großregion“ (JüLiG) an. Ziel des Projekts ist es, das jüdische Erbe der Großregion sichtbar und erlebbar zu machen – und so einen Beitrag zu Toleranz, Vielfalt und demokratischer Bildung zu leisten.
Kern des Projekts ist der Aufbau einer mehrsprachigen Online-Plattform mit ergänzender App „Jüdisches Leben in der Großregion“, die historische Orte, Lebensgeschichten und kulturelle Beiträge jüdischen Lebens dokumentiert. Über interaktive Karten, virtuelle Touren, Videos und Hintergrundberichte werden jüdische Geschichte und Gegenwart in ihrer ganzen Vielfalt erfahrbar – ortsbezogen, lebendig und für alle zugänglich. Ergänzend entstehen eLearning-Angebote und Unterrichtsmaterialien, die Lehrkräfte, Schüler*innen und Studierende kostenlos nutzen können. Damit verbindet JüLiG historische Bildung mit modernen Formen des digitalen Lernens. Es entsteht ein offenes Lern- und Begegnungsforum.
Besonders innovativ ist der partizipative Ansatz: Schüler*innen und Studierende werden nicht nur zu Lernenden, sondern zu aktiven Mitgestaltenden. In Workshops und Seminaren können sie selbstständig zu Themen des jüdischen Lebens in ihrer Region forschen und ihre Ergebnisse – etwa digitale Touren, Texte oder Videos – direkt in die Plattform und App einbringen.
So entsteht ein gemeinschaftliches digitales Netzwerk jüdischer Geschichte, das ständig wächst und weiterentwickelt wird.
Mit diesem Ansatz will JüLiG das Bewusstsein für jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart stärken und einen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus leisten. Durch die Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte und Kultur lernen Jugendliche, Vielfalt als Bereicherung zu verstehen und Toleranz aktiv zu leben.
Die Online-Plattform wird auch über die Projektlaufzeit hinaus gepflegt und fortgeführt. Alle Materialien und Kurse werden als Open Educational Resources (OER) veröffentlicht und sind so langfristig frei nutzbar – in Schulen, Hochschulen und der Erwachsenenbildung. Die App steht nach Abschluss des Projekts in den App-Stores für iOS und Android zur Verfügung und kann auch von interessierten Bürger*innen genutzt werden. Durch die Verbindung von historischer Forschung, digitaler Technologie und pädagogischer Innovation schafft JüLiG ein neues Bewusstsein für das jüdische Leben in der Großregion – damals und heute.

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