Hochspannung pur
Alle 2 Jahre haben htw saar-Studierende der Vertiefungsrichtung Elektrische Energiesysteme aus den Bachelorstudiengängen Elektrotechnik und Erneuerbare Energien/Energiesystemtechnik sowie dem Master-Studiengang Elektrotechnik die Möglichkeit, das Werk von ABB in Großauheim bei Hanau zu besuchen. Dies ist dank guter Kontakte zwischen dem Lehrgebiet Hochspannungstechnik und Dr. Michael Mann, dem Leiter der Neuentwicklung GIS (Gasisolierte Schaltanlagen) der ABB möglich.
Am 29. Juli 2016 war es soweit: 18 Studierende machten sich auf den Weg nach Großauheim zu Dr. Mann und seinem Team. Der Vormittag begann mit Präsentationen und Diskussionen zum Thema Anwendungen und Technologien der gasisolierten Schaltanlagen. Außenstehenden ist oft nicht bekannt, dass es nicht nur gilt, Spannungen von vielen Kilovolt standzuhalten und genau zu messen, sondern dass auch Ströme bis über 60 Kiloampere und Plasmatemperaturen von einigen tausend Grad Celius beherrscht werden müssen. Und dass bei Witterungen von Sommerhitze bis Eis und Schnee über eine Lebensdauer von 40 Jahren hinweg immer eine sichere Funktion gewährleistet werden muss.
Anschließend konnte die Gruppe im Ausstellungsraum an aufgeschnittenen Originalen einen Einblick in die Realisierung von Lösungen diverser physikalisch-technischer Problemstellungen gewinnen. Mann und seine Mitarbeiter ließen keine Fragen offen. So wurde das in den Hochspannungsvorlesungen und den vorherigen Präsentationen Gehörte bzw. Gezeigte nun begreifbar und nahm Gestalt an. Beeindruckt von der Vielfältigkeit der technischen, physikalischen, chemischen und auch rechtlichen Anforderungen, die an so ein komplexes System gestellt werden, rutschte einem Teilnehmer heraus: „Und dann heißt es von Anderen am Ende nur: Ach, das ist doch bloß ein Leistungsschalter. Der macht doch nur an und aus.“
Mann berichtete auch über die aktuell anstehenden Forschungs- und Entwicklungsthemen, insbesondere im Rahmen der Energiewende, sowie den FuE-Prozess, wie er in einem Konzern abgewickelt wird. An Beispielen einzelner Komponenten zeigte er sehr lebhaft, wie die einzelnen Fachdisziplinen, Simulationswerkzeuge und realen oder Modellversuche ineinandergreifen, bis es am Ende zu am Markt verfügbaren und für diverse internationale Normen zulässigen Produkten kommt. Insbesondere ging er wieder auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Ingenieure im gesamten Bereich der Hochspannungsschaltanlagen ein, die von der Voraus-, Produkt- und Weiterentwicklung über die Fertigung sowie Montage und Service reichen. Auch hier band er die Teilnehmer durch Fragen und kleinen Diskussionen immer wieder ein.
Nach der Mittagspause stand dann ein Rundgang durch das Werk mit den verschiedenen Produktions- und Fertigungsbereichen sowie den Prüfständen inklusive einem Blick in das Prüffeld auf dem Programm. Auf dem Rückweg über das Außengelände konnten die Studierenden noch einen Überblick über die technische Entwicklung der Hochspannungsschalttechnik beginnend bei den druckluftisolierten Schaltern bis hin zur SF6-Technik (Schwefelhexafluorid) gewinnen.
Zum Abschluss der Exkursion stellten vier Praktikanten bzw. Studierende, die an ihren Abschlussarbeiten bei ABB in Großauheim arbeiten, ihre Projekte vor und standen den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung.
ABB ist Weltmarktführer im Bereich Hochspannungsschaltanlagen, insbesondere gasisolierte Anlagen (GIS) mit Schwefelhexafluorid (SF6), und deckt mit den verschiedenen Technologien den Bereich von 1 kV bis 1150 kV vollständig serienmäßig ab. Am Standort Großauheim ist die Entwicklung und Konstruktion als auch die Fertigung und Prüfung von Schaltanlagen bis 170 kV angesiedelt. Der Standort ist somit ein Lead-Center im Konzern.
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