Vermessung mit 26.600 Punkten pro Sekunde
Das Fach „Vermessung“ bei Prof. Dr. Thorsten Cypra gehört zu den Grundlagenvorlesungen im 4. Semester des Bachelor-Studiengangs Bauingenieurwesen. Die Geodäsie hat bei den Bauingenieuren zahlreiche Anwendungsfälle – angefangen bei der Erstellung von digitalen Geländemodellen als Grundlage für Bauwerks- und Infrastrukturplanungen über Einmessen und Abstecken von Trassen- und Bauwerkspunkten bei der Bauausführung bis hin zur Überwachung von Bauwerken bei der Erstellung und im späteren Betrieb.
Zur Vertiefung der in der Theorie vermittelten Fachkenntnisse in der Vorlesung gehören zur der Veranstaltung auch fünf vermessungstechnische Gruppenübungen im Feld. Dazu werden verschiedene Anwendungsfälle mit den Vermessungsgeräten der htw saar am Fachgebiet von Cypra auf dem Hochschulgelände und der Undine praktiziert.
Zum Abschluss der Vorlesungsreihe hat Cypra Helmut Schultz, Geschäftsführer der Helmut Schultz Gesellschaft für Vermessungstechnik mbH in Saarbrücken, eingeladen, den Studierenden die neueste Generation von Vermessungsgeräten vorzustellen. Dazu wurde die Scanning-Totalstation SX10 von Trimble vorgeführt.
Aber was ist die Innovation hier?
Wenn ein Bauwerk – z.B. eine Brücke zur Planung von Sanierungsmaßnahmen – eingemessen werden soll, werden von den Ingenieuren alle relevanten Punkte im Vorfeld vermessungstechnisch aufgenommen. Dazu werden beispielsweise mit einem Tachymeter von einem bekannten Festpunkt aus die aufzunehmenden Punkte mit Winkel und Entfernung hochgenau erfasst. Damit sind die Punkte georeferenziert, d.h. sie sind in einem geodätischen System in Lage und Höhe präzise eingebunden und können für die Planungen verwendet werden.
Genau dies macht im Prinzip auch die Scanning-Totalstation SX10. Im Gegensatz zur traditionellen Vermessung jedoch mit einer Geschwindigkeit von 26.600 Punkten in der Sekunde und dies mit einer in der Vermessung notwendigen Genauigkeit. Die tausenden Vermessungspunkte sind ebenfalls alle georeferenziert und können sofort in die Projektplanungen übernommen werden. Dies unterscheidet eine Scanning-Totalstation auch von einem 3D-Scanner, der eine Punktewolke von einem Objekt erstellt, die aber nicht georeferenziert sind.
Eine solche Scanning-Totalstation kann Objekte bis zu 600 Meter weit vermessen. Anders als bei einem Standard-Vermessungsgerät schaut man hier nicht mehr durch ein Okular durch das Objektiv. Die gesamte Positionierung und Orientierung findet über verschiedene Kameras im Gerät statt, die über ein Tablet bedient werden. Durch Kombination der 3D-Scans und Kameraaufnahmen besteht die Möglichkeit, später am Rechner die Punktwolken mit den Kamerabildern zu hinterlegen, so dass die aufgenommenen Objekte plastisch im Raum visualisiert werden können. Damit können u.a. auch bestimmte Punktgruppen vereinfacht Objektelementen zugeordnet werden.
Abschließend wurde die Scanning-Totalstation eindrucksvoll den Studierenden im Hörsaal vorgeführt, in dem ein Teil des Hörsaals live in weniger als zwei Minuten hochpräzise aufgenommen wurde. Im Anschluss an dieser sehr interessanten Vorführung standen Helmut Schultz und sein Mitarbeiter Patrick Papp für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.
Schultz erklärte sich bereit, auch in Zukunft Gastvorträge im Rahmen der Vorlesung von Prof. Dr. Thorsten Cypra zu halten.
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