Kämpfen und hart arbeiten, für das, was man wirklich will
Die htw saar lässt sich derzeit im Rahmen eines Audits in Sachen Diversity auf Herz und Nieren prüfen. Daraus entstanden ist das Label „Faktor Vielfalt“, unter dem zukünftig Maßnahmen und Aktionen zu finden sind. Die erste öffentlichkeitswirksame Maßnahme ist eine Aufsteller-Aktion an den Standorten der Hochschule. Dazu wurden an der Hochschule 13 Interviews durchgeführt, denn Vielfalt zeigt sich in den unterschiedlichen Studien-, Bildungs- und Berufswegen sowie Lebensläufen der Studierenden und Beschäftigten der htw saar. Diese Vielfalt beeinflusst und bereichert unseren (Hochschul-)Alltag. Überzeugen Sie sich in unserer neuen Reihe von unserem Faktor Vielfalt!
Diesen Monat stellen wir Ihnen Jacques Olivier Babo vor:
Was ist notwendig, um ein Studium erfolgreich abschließen zu können? Für Jacques Olivier Babo ist die Antwort darauf klar: Man muss immer ein klares Ziel vor Augen haben; wissen, warum man hierher nach Deutschland gekommen ist. Und man muss kämpfen, immer hart arbeiten und nicht aufgeben.
Mit den Worten „Ich gehe nach Deutschland und mache dort innerhalb von fünf Jahren meinen Master“ stieg Jacques Babo im März 2011 in den Flieger. Schon als Kind war für ihn klar, dass er „etwas mit Maschinenbau machen will“. Warum hat es ihn gerade nach Deutschland verschlagen? „Deutschland hat einen sehr guten Ruf in Afrika, vor allem was Maschinenbau angeht. Nach dem Abitur habe ich mich entschieden nach Deutschland zu fliegen, um Maschinenbau zu studieren.“ Ein großer Schritt, denn ihn trennen 8.000 Kilometer von seiner Familie. Obwohl eine Tochter bereits in Paris und ein Sohn in den USA wohnen, waren seine Eltern anfangs nicht damit einverstanden, dass ihr Sohn – als jüngstes von sechs Kindern – so weit von zu Hause ein Studium beginnen wollte. „Ich habe ihnen erklärt, dass ich in Deutschland gute Möglichkeiten zum Studieren habe, danach wahrscheinlich eine Arbeit finden werde und eine bessere Zukunft habe.“
Nach seinem Abitur hat Babo sich an der Universität des Saarlandes (UdS) und an der Technischen Universität Ilmenau beworben. Von beiden Hochschulen erhielt er eine Zusage, entschieden hat er sich fürs Saarland. Während er an der UdS seinen Deutschkurs absolvierte, hörte er von einem Studienangebot, das sich mit Deutschland und Frankreich beschäftigt; so kam es dann, dass er im Wintersemester 2011/12 sein Maschinenbaustudium am Deutsch-Französischen Hochschulinstitut (DFHI) in Metz begann. „Ich hatte immer davon geträumt, ein Studium in den drei Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch zu machen, um auch diese Kulturen besser kennenzulernen.“ Daher war ein Studium am DFHI für Babo optimal. Beim Studienortwechsel von Frankreich nach Deutschland war die Sprache anfangs ein Problem, fachliche Schwierigkeiten hatte er keine. Sein Rat: „Man muss es wirklich wollen, man muss viel kämpfen und muss vor allem kommunizieren. Man muss sich anpassen, sich integrieren, darf nicht in seiner Ecke bleiben.“ Wichtig ist es, auf die Lehrenden zuzugehen. „An der htw saar gibt es viele gute Dozenten, die wirklich helfen, aber der Student muss selbst was machen, die Initiative ergreifen. Man muss lernen, kämpfen und vor allem konsequent bleiben, immer im Kopf haben >warum bin ich nach Deutschland gekommen: Für das Studium, um mich zu entwickeln<.“ Finanziert hat Babo sein Studium anfangs durch die Unterstützung seiner Familie, dann aber selbst durch Ferienjobs. Bescheiden sagt er: „Als Student muss man nicht so schicke Sachen kaufen; man sollte sein Geld eher für Bücher, Essen und Unterkunft ausgeben.“
Neben dem Lernen für das Studium und dem Arbeiten für den Lebensunterhalt standen für Babo regelmäßig Termine bei der Ausländerbehörde an; ein nicht zu unterschätzender Faktor. Gerade dann, wenn Besuche während der Vorbereitung auf die Prüfungen bzw. in der Prüfungszeit notwendig sind, kann dies eine zusätzliche Belastung sein. Nicht nur deshalb ist es wichtig, dass die Lehrenden versuchen, Verständnis für die persönliche Situation aufzubringen. Denn darüber hinaus ist es nicht einfach, die Familie mehrere Jahre nicht zu sehen, in ein komplett neues Umfeld zu kommen und die deutsche Sprache nicht perfekt zu beherrschen. Dabei geht es Babo nicht darum bevorzugt zu werden. Nein, es geht um Unterstützung und Verständnis. Mensch sein. Das ist es, worauf es ankommt. Man braucht jemanden, der einen unterstützt, einen Mentor. Diesen Mentor hatte Jacques Babo glücklicherweise an der htw saar in Prof. Dr. Andreas Fricke gefunden. Durch diese positive Erfahrung fühlt er sich auch heute noch mit der Hochschule und dem Saarland verbunden.
2016 ging es für Jacques Babo wieder nach Kamerun, um nach fünf Jahren seine Eltern und die dort lebenden Geschwister endlich wiederzusehen. Mittlerweile hat er seinen Master-Abschluss in der Tasche. „Eigentlich wollte ich promovieren. Mal schauen, das kommt vielleicht später.“ Seit Februar 2017 arbeitet er als Projektingenieur in Thüringen. Bevor es irgendwann vielleicht nochmals nach Afrika geht, möchte er hier arbeiten und Deutschland etwas zurückgeben und danke sagen: Dafür, dass er die Möglichkeit hatte, hier zu studieren.
Was versteht Jacques Babo unter Vielfalt?
„Unter Vielfalt verstehe ich die Tatsache, dass viele Leute aus unterschiedlichen Orten oder unterschiedliche Kulturen zusammenleben bzw. sich verstehen. Vielfalt hat in Deutschland eine große Bedeutung. Man braucht verschiedene Menschen, um neues zu entdecken und vor allem, um das Leben aus einem anderen Blick zu sehen. Vielfalt ist ein wichtiger Faktor im Leben.“
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