Hochspannende Exkursion
Alle zwei Jahre haben htw saar-Studierende der Vertiefungsrichtung Elektrische Energiesysteme aus den beiden Bachelor-Studiengängen Elektrotechnik und Erneuerbare Energien/Energiesystemtechnik sowie dem Master-Studiengang Elektrotechnik die Möglichkeit, das Werk von ABB in Großauheim bei Hanau zu besuchen. Dies ist dank der Kontakte zwischen dem Lehrgebiet Hochspannungstechnik der htw saar von Prof. Marc Klemm und Dr. Fabian Schober, Neuentwicklung GIS (Gasisolierte Schaltanlagen), der ABB möglich.
Im Wintersemester 2018/19 war es wieder soweit: Zehn Studierende machten sich auf den Weg nach Großauheim zu Dr. Schober und seinem Team, die ein vielseitiges Programm zusammengestellt hatten:
Der Vormittag begann mit Präsentationen und Diskussionen zum Thema Anwendungen und Technologien der gasisolierten Schaltanlagen sowie deren Entwicklung. Ebenso wurde das Thema der Schaltanlagendiagnostik und die Rückkopplung in die Konstruktion spannend dargestellt. Außenstehenden ist oft nicht bekannt, dass es nicht nur gilt, Spannungen von vielen Kilovolt sicher standzuhalten und genau zu messen, sondern dass auch Ströme bis über 60 Kiloampere und Plasmatemperaturen von einigen tausend Grad Celsius beherrscht werden müssen. Und dass über eine Lebensdauer von 40 Jahren hinweg immer eine sichere Funktion gewährleistet werden muss, obwohl die Anlagen Witterungen von Sommerhitze bis Eis und Schnee ausgesetzt sind. Dr. Schober wandte auch einen Blick auf die anstehenden Entwicklungen der näheren Zukunft, wo es um den Ersatz des derzeitigen Standardisoliergases Schwefelhexafluorid (SF6) durch klimafreundliche Alternativgase geht, die keinen Treibhauseffekt mehr haben. Es wurde wieder deutlich, dass Klimaschutz sich nicht nur auf CO2-freie Stromerzeugung beschränkt. In dieser Thematik gibt es seit Mitte 2017 eine FuE-Kooperation zwischen ABB und der htw saar.
Anschließend konnte die Gruppe im Ausstellungsraum an aufgeschnittenen Originalen einen Einblick in die Realisierung von Lösungen diverser physikalisch-technischer Problemstellungen gewinnen. Dr. Schober und seine Mitarbeiter ließen keine Fragen offen. So wurde das in den Hochspannungsvorlesungen, -laborversuchen und den vorherigen Präsentationen Gehörte bzw. Gezeigte wahrlich begreifbar und nahm in Form von realen Produkten Gestalt.
Nach der Mittagspause stand ein Rundgang durch das Außengelände und das Werk mit den verschiedenen Produktions- und Fertigungsbereichen sowie den Prüfständen inklusive einem Blick in das Hochspannungsprüffeld auf dem Programm. Auf dem Weg über das Außengelände konnten die Studierenden noch einen Überblick über die technische Entwicklung der Hochspannungsschalttechnik beginnend bei den druckluftisolierten Schaltern bis hin zur SF6-Technik gewinnen. In der Fertigung wurde neben der Fertigung und Prüfung der Schaltanlagen zudem der gesamte Prozess der Fertigungsplanung, Logistik und der laufenden Prozessoptimierung anschaulich vorgeführt und so weitere Einsatzmöglichkeiten für Ingenieure deutlich gemacht.
Beim Besuch in die Entwicklungsabteilung wurde an einem Beispiel die Vorgehensweise bei Entwicklungsprojekten dargestellt. Hierbei wurde das Gate-Modell erläutert, das beginnend beim Auswahlprozess bis über die Laufzeit und Meilensteinverfolgung und schließlich konzernweite Einführung eines erfolgreich abgeschlossenen Projektes läuft.
Zum Abschluss der Exkursion stellte ein Studierender, der bei ABB in Großauheim arbeitet, seine Projekte vor und stand den Teilnehmenden für Fragen zur Verfügung.
Viel zu schnell ging dieser wahrlich hochspannende und sehr informative Tag zu Ende. Es bleibt damit nur, nochmals ein herzliches Dankeschön an Dr. Schober und sein ganzes hochkarätiges Team zu richten.
Über ABB
ABB ist Weltmarktführer im Bereich Hochspannungsschaltanlagen, insbesondere gasisolierte Anlagen (GIS) mit Schwefelhexafluorid (SF6), und deckt mit den verschiedenen Technologien den Bereich von 1 kV bis 1150 kV vollständig serienmäßig ab. Am Standort Großauheim ist die Entwicklung und Konstruktion als auch die Fertigung und Prüfung von Schaltanlagen bis 170 kV angesiedelt. Der Standort ist somit ein Lead-Center im Konzern.
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