htw saar und EUROKEY unterzeichnen Kooperationsvertrag
Seit über 25 Jahren erforschen und entwickeln die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) und die Firma EUROKEY Software GmbH (EUROKEY) gemeinsam digitale Lehr- und Lernmaterialien. Am 10. April 2019 wurde die projektorientierte Zusammenarbeit durch die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages auf eine neue Ebene gestellt.
Die Zusammenarbeit von Hochschule und EUROKEY begann 1993 im Bereich der Erforschung von Distance Learning Konzepten und der Entwicklung computergestützter Sprachlernprogramme. Im Jahre 2001 wurde mit TechnoPlus Englisch, die erste Version des multimedialen Sprachlernprogramms für Business Englisch und Technisches Englisch von Prof. Dr. Christine Sick, Professorin für Angewandte Sprachen an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, veröffentlicht. Im Laufe der Jahre dehnte sich die Zusammenarbeit auch auf andere Fachgebiete aus, und es folgten die Projekte „DaFür – Deutsch als Fremdsprache für Integrationen“, „VIRTECOLAB PLAY.DECIDE.LEARN.“, ein App-basiertes virtuelles Labor und schließlich Vitruv, ein digitales Bau- und Gebäudemanagement-Tool. Um diese Projekte in einen gemeinsamen Rahmen zu führen und neue Lösungen auf Basis der geschaffenen Plattformen zu etablieren, wurde die Kooperationsvereinbarung erstellt.
Die bewährte Kombination aus Fachwissen und Forschungskompetenz der htw saar und Umsetzungskompetenz der EUROKEY im Bereich digitaler Anwendungen zeigt sich nicht nur in bisherigen Produkten, die erfolgreich auf den Markt gebracht wurden, sondern auch in der Anerkennung durch die Fachwelt, die sich in Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt. Beste Grundlage für die ehrgeizigen Ziele der Kooperationspartner: sie wollen Antworten auf Herausforderungen in Studium, Wirtschaft und Gesellschaft geben. Dazu sollen gemeinsam Forschungs- und Entwicklungsprojekte angegangen werden, die zu konkreten Lösungen und Umsetzungen führen. Beide Partner ergänzen sich in ihren Kompetenzen, so dass Forschungsprojekte und entsprechende F&E-Mittel eingeworben werden können, die für einen der beiden Kooperationspartner jeweils nur eingeschränkt erreichbar wären.
Auch die Studierenden der htw saar sollen in Zukunft von der Vereinbarung in noch größerem Umfang profitieren. In den angestrebten Forschungs- und Entwicklungsprojekten sollen Teilaufgaben im Rahmen von Bachelor- und Master-Arbeiten bearbeitet werden.
Die Kooperationsvereinbarung sieht folgende Aktionen vor:
- Betrieb und Weiterentwicklung der bestehenden Plattformen
- Konzeption, Entwicklung und Evaluation zukunftsweisender Software-Anwendungen
- gemeinschaftliche Entwicklung von eLearning-Materialien
- Beantragung und Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten
- Durchführung von praxisbezogenen Bachelor- und Master-Arbeiten
- gemeinschaftliche Umsetzung von Projekten mit Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten.
Ludwig Kuhn, Geschäftsführer der EUROKEY Software GmbH: „Seit mehr als 25 Jahren setzen wir mit der htw saar erfolgreiche Digitalisierungsprojekte um. Die jetzt vereinbarte Kooperation wird die Grundlage für eine noch intensivere Zusammenarbeit mit vielen richtungsweisenden Projekten bilden und eine hohe Strahlkraft über das Saarland hinaus haben.“ Prof. Dr.-Ing. Dieter Leonhard, Präsident der htw saar, erklärte, dass das Knowhow, das über diese Projekte generiert wurde, ein wichtiger Baustein für Entwicklungen in anderen Bereichen ist. „Diese Technologien werden bald in alle Lebens- und Gesellschaftsbereiche dringen – wir sind mit unserer Kooperation bestens für neue Entwicklungen bspw. im Bereich der Pflege aufgestellt.“
Hintergrund
Gemeinsame Projekte von htw saar und EUROKEY seit 1993
TechnoPlus Englisch
Die Forschungskooperation e&mLanguageLearning zwischen Prof. Dr. Christine Sick und EUROKEY Software GmbH besteht seit 1993 und steht damit seit mehr als 25 Jahren für erfolgreiche und prämierte Projekte und Produkte zum digitalen Sprachenlernen. Aus der Verbindung von wissenschaftlichem Knowhow im Bereich Fremdsprachendidaktik und technischer Innovation entstehen Lernangebote, die neueste technologische Entwicklungen widerspiegeln und direkt auf die Bedürfnisse von Lehrenden und insbesondere Lernenden abgestimmt sind. Alle Angebote werden an der htw saar eingesetzt. Das Feedback der Studierenden fließt so direkt in die stetige Weiterentwicklung ein.
Neben TechnoPlus Englisch 2.0, einem multimedialen Sprachlernprogramm für Business Englisch und Technisches Englisch, unterstützen inzwischen die TechnoPlus Englisch Online Extensions und die TechnoPlus VocabApp den Erfolg der Lerner.
Die webbasierten Online Extensions vermitteln, basierend auf authentischen Videos und Texten aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften, neben Video- und Leseverstehen auch Wortschatz und Grammatik aus dem Bereich des Technischen Englisch. Die TechnoPlus VocabApp trainiert sowohl den Grundwortschatz, der in TechnoPlus vorausgesetzt wird, als auch Themengebiete des Business Englisch und Technischen Englisch aus dem computergestützten Lernprogramm. Die App erfreut sich sowohl bei Studierenden als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der htw saar großer Beliebtheit. Sie wurde inzwischen bereits fast 5000 Mal heruntergeladen und mit vielen positiven Kommentaren bedacht.
Auch national und international finden die digitalen Lernmaterialien Anerkennung. Die Verleihung des Comenius-EduMedia-Siegels im letzten Jahr und der 2. Platz beim David Riley Award der Business English Special Interest Group von IATEFL (International Association of Teachers of English as a Foreign Language) im Jahr 2017 sind eindrucksvolle Belege für die Qualität der e&mLearning-Materialien.
In den nächsten Monaten wird die TechnoPlus Englisch Produktreihe mit der TechnoPlus Gamification App erneut spannenden Zuwachs erhalten. In der Quiz-App können die Lerner ihre Wortschatzkenntnisse gegen die Zeit und gegen Mitspieler unter Beweis stellen. Mit einer htw-internen Bestenliste werden dabei die besten „Spieler“ geehrt werden können. Die TechnoPlus Gamification App wird zum Herbst erscheinen und ebenfalls allen Mitgliedern der htw saar kostenfrei zur Verfügung stehen.
Über die TechnoPlus Englisch Produktreihe hinaus nutzt das Sprachenteam am Campus Alt-Saarbrücken das von EUROKEY in der Kooperation mit der htw saar entwickelte Autorentool e&mLearning Publisher auch für die Erstellung weiterer umfangreicher e&m-Learning-Angebote, wie z.B. dem online prep course Englisch oder den health care Kurs.
DaFür – Deutsch als Fremdsprache für Integrationen
Die Idee zu DaFür entstand 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Der Vorschlag von Ludwig Kuhn fand an der htw saar viele Unterstützer und insbesondere im damaligen Prorektor für Studium und Lehre, Prof. Dr. Enrico Lieblang, einen begeisterten Fürsprecher.
In der Folge wurden mit Hilfe von engagierten Unterstützern acht Online-Lernmodule aufgebaut. Viele Studierende der htw saar wirkten als Schauspieler, Regisseure und Kameraleute an der Produktion mit. Die inhaltliche Konzeption und die Entwicklung der Inhalte wurden von Tina Flauder, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich Deutsch als Fremdsprache, geleistet, die sich auch privat sehr für das Projekt engagiert hat. Der Aufbau der Materialien erfolgte durch EUROKEY, überwiegend auf eigene Kosten.
Drei Wortschatztrainer, entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien, vervollständigen das Angebot.
Der Lohn waren neben vielen zufriedenen Lernern mehrere Preise: 2016 der Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE), 2017 dann das Comenius-EduMedia-Siegel und die Auszeichnung „Best of Mittelstand 2017“.
Inzwischen geht DaFür ins vierte Jahr und obwohl es um das Projekt ruhiger geworden ist, werden die Materialen konstant eingesetzt. In den letzten sechs Monaten wurden die DaFür App und die DaFür Wortschatztrainer zusammen insgesamt mehr als 2500 Mal heruntergeladen. Nach wie vor erreichen das Projektteam Anfragen aus vielen Teilen Deutschlands über die Schweiz bis hin zu Schweden.
VIRTECOLAB PLAY.DECIDE.LEARN.
Menschliches Entscheidungsverhalten in Märkten oder hinsichtlich strategischer oder operativer Entscheidungen in Unternehmen im Wettbewerb ist – gerade auch vor dem Hintergrund von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz – zentrales Analyseobjekt der Wirtschaftswissenschaften. In den vergangenen Jahrzehnten wurden verstärkt Experimente in Laborsituationen durchgeführt, um individuelles und kollektives Entscheidungsverhalten, dessen Einflussfaktoren und entstehende dynamische Interaktionen zu untersuchen und besser zu verstehen.
Vor diesem Hintergrund hat Prof Dr. Markus Thomas Münter in Zusammenarbeit mit Studierenden und in Kooperation mit der EUROKEY Software GmbH das App-basierte Labor VIRTECOLAB – PLAY.DECIDE.LEARN. zur Durchführung von ökonomischen Experimenten mittels Smartphone konzipiert, implementiert und im Live-Einsatz getestet. Die htw saar ist damit aktuell die einzige Hochschule in Deutschland, die über ein rein virtuelles, Smartphone-basiertes ökonomisches Labor ohne umfangreiche Investition in Hard- oder Software sowie die Notwendigkeit eines festen physischen Raumes verfügt.
Ziel ist, im Kontext von Gamification die Lehre komplexer Entscheidungssituationen zu verbessern, insbesondere vor dem Hintergrund begrenzter Rationalität sowie verhaltenswissenschaftlicher und strategischer Einflüsse. VIRTECOLAB adressiert damit zentrale Aspekte und Ziele der „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung – bspw. betreffend digitaler Infrastruktur, digitaler Lernwelten und bring-your-own-device Lösungen.
VIRTECOLAB wird in der Lehre zur Verdeutlichung von begrenzt rationalem Verhalten und der wechselseitigen Abhängigkeit strategischer Entscheidungen eingesetzt. Daneben unterstützt es die empirische Forschung u.a. zu Marktdesign (bspw. im Rahmen von Mobilfunklizenzauktionen), dient der Ableitung wirtschafts- und wettbewerbspolitischer Implikationen (‚nudging‘) und kann im Rahmen von Praxiskooperationen für Experimente mit „Entscheidern“ im Rahmen von Seminaren und Management-Workshops eingesetzt werden.
Studierende der htw saar profitieren wesentlich durch Erkennen des eigenen begrenzt rationalen Entscheidens in den Spielsituationen – eine wichtige Erkenntnis für künftige Management-Rollen.
Vitruv – digitales Bau- und Gebäudemanagement
Vitruv ist eine Web-Applikation für digitales Gebäudemanagement, in der BIM (Building Information Modeling) und das IFC-Format (Industry Foundation Classes) genutzt werden, um digitale Gebäudemodelle, deren Daten, durchzuführende Arbeitsschritte, Wartungsintervalle und vieles mehr abzubilden.
Über die Web-Anwendung werden Gebäude im Browser als objektorientiertes 3D-Modell zugänglich gemacht. Für die einzelnen Gebäudeteile, wie zum Beispiel eine Wand oder ein Fenster, können verschiedene geplante Leistungen angelegt werden und z.B. zu einer Angebotsnachfrage zusammengefasst werden – so geschehen in einem Projekt mit den Saarbrücker Stadtwerken. Die Angebotsnachfragen können verschiedenen Dienstleistern elektronisch zugestellt werden, welche die Plattform dann nutzen, um über die integrierte 3D-Ansicht zum Beispiel zu sehen, wo im Gebäude welche Leistung zu erbringen ist. Weiterhin stehen zusätzliche, relevante Informationen zur Verfügung, womit eine Kalkulation und ein konkretes Angebot erstellt und ebenfalls elektronisch abgegeben werden können.
Zusammen mit Prof. Dr. Peter Böttcher vom Fachgebiet „Baubetrieb und Baumanagement“ wird die Verwaltungsplattform konstant weiterentwickelt. So wurden zum Beispiel neue Features realisiert, um eine benutzerdefinierte Verwaltung von Eigenschaften der einzelnen Objekte zu ermöglichen.
Zudem arbeitet EUROKEY seit Sommer 2018 parallel an einem Forschungsprojekt, in dem es darum geht, die im Gebäudemanagement verwalteten Gebäude auf die AR-Brille HoloLens von Microsoft zu bringen. Mittels „Augmented Reality“ (AR) wird es möglich, Gebäude zu betreten und zu durchlaufen und Informationen zu einzelnen Gebäudeteilen abzurufen.
Das Ziel des Forschungsprojekts HoloBIM ist das Ermöglichen von AR-Begehungen einer Liegenschaft mittels Virtual Reality (VR) und die Möglichkeit, dabei auf die Metadaten der Objekte zugreifen zu können – vor Ort und interaktiv. Dabei sollen z.B. einem Dienstleister, der eine Leistung im Gebäude zu erbringen hat, möglichst schnell und möglichst einfach alle für ihn relevanten Informationen zu den betroffenen Teilen über die AR-Technologie zur Verfügung gestellt werden.
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