htw saar-Studie untersucht Ausmaß der COVID-19-Pandemie auf Vereine
Im Juni 2020 hat die saarländische Landesregierung bekannt gegeben, den gemeinnützigen Vereinen im Saarland mit fast zehn Millionen Euro zu helfen. Doch wie steht es um das Vereinsleben in Pandemiezeiten? Wie gehen Vereine mit den erschwerten Bedingungen um? Das wollte ein Forscherteam der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) bestehend aus Prof. Dr. Hellen Gross, Prof. Dr. Christian Köhler und Jana Steimle herausfinden. Dazu haben die Forscher im April und Mai 2020 insgesamt 1976 Vereinsmitglieder befragt. Die Ergebnisse der bundesweiten Befragung zeigen, wie schwer Vereine aus Sicht ihrer Mitglieder durch die Pandemie betroffen sind.
Über 90 Prozent der Befragten berichten, dass sie ihren Vereinsaktivitäten nicht mehr nachkommen können. Mehrheitlich werden regelmäßige Mitgliederzusammenkünfte zu Proben oder Trainings, vereinsinterne, aber auch öffentliche Veranstaltungen und sogar Jahres- bzw. Mitgliederversammlungen abgesagt oder verschoben. Digitale Formate werden dabei nicht als brauchbarer Ersatz für das Vereinsleben gesehen: damit zufrieden zeigen sich lediglich 26 Prozent der Befragten.
Während der Pandemiezeit wurden digitale Werkzeuge bei knapp der Hälfte der Befragten für die Vereinsorganisation genutzt, aber auch für die Durchführung interner Vereinsaktivitäten und das Aufrechterhalten von Kontakten zwischen den Mitgliedern. Vor allem Messenger-Gruppen und Austausch per Mailings sind beliebt. Allerdings ersetzen diese keine persönlichen Kontakte, sodass für die Mehrheit der Befragten (62 Prozent) das Bedürfnis nach realer, sozialer Interaktion groß ist. Auch treten Vereine bedingt durch die COVID-19-Pandemie durch eigene Veranstaltungen wenig in Kontakt mit der Öffentlichkeit. Lediglich 91 Befragte (weniger als fünf Prozent) geben an, dass sie digitale Kommunikationsinstrumente auch für die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen nutzen.
Dass die Hilfe durch die Landesregierung benötigt wird, zeigen die Antworten zur finanziellen Lage der Vereine. Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, dass sich die finanzielle Situation in ihrem Verein in Folge der Pandemie verschlechtert hat und nochmals mehr als 20 Prozent nehmen eine teilweise Verschlechterung wahr. Zum Zeitpunkt der Befragung sah die Mehrheit der Befragten (60,7 Prozent) ihren Verein dadurch (noch) nicht in einer finanziellen Krise. Damit kommt die Hilfe der Landesregierung gerade rechtzeitig, um einer weiteren Zuspitzung der Situation vorzubeugen.
Die Befragten wurden außerdem um eine Einschätzung gebeten, wie sich die Veränderungen aufgrund von COVID-19 nach der Pandemie auf das Vereinsleben auswirken werden. Es zeigte sich deutlich, dass die digitale Organisation der Vereine nach der COVID-19 Pandemie keinen Bestand haben wird. Aktuell wird die Vereinsarbeit von fast der Hälfte (46 Prozent) der Befragten mit Hilfe digitaler Werkzeuge organisiert. Bei mehr als 30 Prozent ist dies zumindest teilweise der Fall. 47 Prozent gaben an, dass ihrem Verein die Nutzung digitaler Möglichkeiten während der COVID-19-Pandemie überwiegend leichtgefallen ist. 20 Prozent hingegen hat dieser Umstieg Probleme bereitet. Für die Zukunft zeichnet sich ein anderes Bild ab: Dass ihr Verein auch nach der COVID-19-Pandemie mit Hilfe digitaler Instrumente organisiert sein wird, glauben nur rund 23 Prozent der Befragten. Dem gegenüber denken 30 Prozent, dass dieser Einsatz nicht zustande kommen wird. Genutzt werden sollen die digitalen Möglichkeiten in der Zukunft vor allem für die Informationssicherung und -weitergabe sowie die Terminkommunikation und -koordination (ca. 75 Prozent). Bei etwa der Hälfte der Befragten wird das Vereinsmanagement digitalisiert bleiben und die Social-Media-Aktivität fortgesetzt. Wenig Chancen auf bleibende Digitalisierung haben die Archivtätigkeit und virtuelle Vereinstreffen (je ca. 13 Prozent). Was bleiben wird, sind auf jeden Fall die verstärkten gesundheitlichen und hygienetechnischen Sicherheitsmaßnahmen. Darin ist sich die Mehrheit der Befragten einig.
Weitere Ergebnisse der Studie finden Sie hier: Corona&Vereine _Ergebnispräsentation_Juli2020
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie wurde in Form einer Onlinebefragung im Zeitraum vom 30. April bis 20. Mai 2020 durchgeführt. Es haben sich an der Studie 1976 Vereinsmitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt. Die beiden größten Rückläufergruppen bildeten musische Vereine (993 Rückläufer) und Sportvereine (720 Rückläufer).
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