Das Projekt „Diversität in Kulturorganisationen“ im virtuellen Austausch
Phänomene wie der demografische Wandel und Migration haben dazu geführt, dass die deutsche Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten stetig vielfältiger geworden ist. Neben Politik, Wirtschaft und Medien steht auch der Kultursektor in der Verantwortung, Teilhabe und Inklusion von marginalisierten Gruppen in seinen Organisationen aktiv zu fördern. Und obwohl bereits in den 1970er Jahren die kulturpolitische Forderung „Kultur für alle“ für Aufmerksamkeit sorgte und sich das Diversity Management-Konzept seit Mitte der 1980er Jahre erstmals in Wirtschaftsunternehmen etabliert hat, spiegeln die deutschen Kunst- und Kulturorganisationen die zunehmende Vielfalt der Gesellschaft nicht wider. Das bedeutet eine Repräsentation von Menschen unterschiedlicher Vielfaltsdimensionen, wie Geschlecht, Nationalität und Ethnie, Alter, Behinderung, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung sowie sozialer Herkunft, fehlt im künstlerischen Programm, in der Ansprache des Publikums sowie als Personal „auf der Bühne“ und „hinter den Kulissen“ von Theatern, Museen oder Orchesterbetrieben.
Welche Barrieren und Hemmnisse für erfolgreiche Diversitätsaktivitäten in Kulturorganisationen existieren und aus welchen Gründen die sogenannte diversitätsbezogene Öffnung nicht oder nur teilweise gelingt, untersucht deshalb ein Forschungsteam der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Mit kooperativer Unterstützung vom Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. arbeiten Prof. Dr. Hellen Gross und Eva-Maria Kaempffe aus dem Fachbereich Nonprofit Management und Kulturmanagement an der Herausstellung von diversitätshemmenden Prozessen und Strukturen, die für die Entstehung und Reproduktion von Benachteiligung in Kulturorganisationen verantwortlich sind. Darüber hinaus möchten die Forscherinnen mit ihrem Projekt Bewusstsein und Sensibilität für etablierte Strukturen und Diversitätsfragen innerhalb von Kulturorganisationen sowie auf kulturpolitischer Ebene und eine fundierte Voraussetzung für Veränderungsprozesse in der Praxis schaffen.
Mit diesen Zielsetzungen steht das Forschungsteam der htw saar allerdings nicht alleine da: Auch verschiedene Akteurinnen und Akteure aus Kulturpraxis, Kulturpolitik und Kulturverwaltung beschäftigen sich mit Fragestellungen, wie Kulturorganisationen grundsätzlich zum Wandel gebracht werden können. In diesem Zusammenhang konnten die Ergebnisse der bisher 16 durchgeführten Interviews mit Expertinnen und Experten aus dem deutschen Kultursektor auf zwei kulturpolitischen Veranstaltungen im virtuellen Kontext vorgestellt und mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert werden.
Den Anfang machte die Online-Tagung „Eine Kulturpolitik für morgen – Perspektiven und Diskurse junger Kulturakteur:innen“ der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel (ba Wolfenbüttel), die sich Ende Oktober 2020 über zwei Tage den Themenbereichen „Diversität“, „Neue Politische Expertisen“ und „Wandel in Institutionen“ widmete. In diesem Rahmen gab das Forschungsteam einen Impulsvortrag mit integrierten Diskussionsfragen zum Thema „Warum scheitert Diversität im Kulturbetrieb?“. Es kamen anregende Diskussionen mit den Teilnehmenden zustande, aber auch über den eigenen Vortag hinaus wurde in anderen Workshops und gemeinsamen Netzwerksessions insbesondere über den Strukturwandel als eines der zentralen Themen der Tagung debattiert. Die Dokumentation zum Nachschauen bzw. Nachhören der Inputs gibt es hier.
Auch konnte das Forschungsprojekt im Rahmen einer Web-Talk-Reihe zum Thema „Diversität in Kultur und Kulturpolitik“ der Kulturpolitischen Akademie der Kulturpolitischen Gesellschaft am 3. November 2020 vorgestellt werden. Mit dem Beitrag „Widerstand und Diversity – Diversity und Widerstand“ bekam Prof. Dr. Hellen Gross gleichzeitig die Möglichkeit, mit den anderen Referentinnen und Referenten sowie Zuhörerinnen und Zuhörern zu Fragen der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung in den Austausch zu gehen. Der Web-Talk wurde live auf YouTube aufgezeichnet und kann auch noch im Nachgang abgerufen werden.
Im Dezember folgt bereits das nächste Highlight: Der 7. Workshop of Arts and Cultural Management der EIASM (European Institute for Advanced Studies in Management) heißt die Autorinnen mit einer virtuellen Präsentation zu ihrem Forschungsthema willkommen. Bei diesem Online-Format steht insbesondere der Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu neuen Ideen und Anregungen für die Weiterarbeit an dem Projekt im Fokus.
Bei Fragen zum Projekt und allgemeinem Interesse melden Sie sich gerne bei eva-maria.kaempffe@htwsaar.de und hellen.gross@htwsaar.de.
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