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Lernen durch Erleben: Wie Studierende durch Theorie und Praxis in der Automobiltechnik Future Skills trainieren

In der Hochschullehre stellt sich immer wieder die Frage, wie komplexe technische Inhalte nicht nur theoretisch vermittelt, sondern auch nachhaltig verstanden und angewendet werden können. Die Lehrveranstaltung Automobiltechnik bietet hierzu ein überzeugendes Beispiel. Hier lernen Studierende nicht nur, wie moderne Fahrzeuge kommunizieren – sie erleben es selbst. Der begleitende Laborversuch zur Fahrzeugvernetzung bringt die Theorie aus der Vorlesung in greifbare Nähe und schafft ein reales Lernumfeld, in dem technisches Verständnis, systemisches Denken und Teamarbeit gleichermaßen gefördert werden.

 

Vom CAN-Bus zur V2X-Kommunikation: Einblick in moderne Fahrzeugtechnik

Zentraler Bestandteil der Lehrveranstaltung ist das Verständnis für zwei Schlüsseltechnologien der Fahrzeugvernetzung: der CAN-Bus (Controller Area Network) und die V2X-Kommunikation (Vehicle-to-Everything). Während der CAN-Bus die interne Kommunikation im Fahrzeug steuert, ermöglicht V2X die Vernetzung des Fahrzeugs mit seiner Umgebung – seien es andere Fahrzeuge, Ampeln oder Verkehrsleitsysteme. Beide Systeme sind heute zentrale Bestandteile moderner Fahrzeugarchitektur und Voraussetzung für automatisiertes und vernetztes Fahren.

Im Laborversuch wird dieses theoretische Wissen durch praktisches Arbeiten greifbar gemacht. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, mit realer Hardware zu arbeiten, Datenauswertungen vorzunehmen und Kommunikationsprozesse selbst zu gestalten. Sie analysieren Signale, interpretieren Nachrichtenstrukturen und lernen, wie Fahrzeugdaten erfasst, verarbeitet und übermittelt werden – ein idealer Rahmen für anwendungsorientiertes Lernen.

 

Die Versuchsumgebung: Realitätsnahe Technik für reale Kompetenzen

Für die Durchführung des Laborversuchs stehen eine Vielzahl moderner Komponenten bereit: ein ESP-Sensor, zwei V2X-Kommunikationseinheiten (CCUs), zwei Applikations-Einheiten auf Basis von Raspberry Pi mit speziell vorbereiteter Software, CAN-Adapter sowie CAN-Analyser-Hardware und -Software. Ergänzt wird der Aufbau durch reale Fahrzeugdaten – entweder aus Aufzeichnungen oder über Live-Zugriff.

Diese Kombination ermöglicht ein hochgradig realistisches Setting: Die Studierenden erleben, wie ein Fahrzeug „spricht“, analysieren empfangene V2X-Nachrichten, greifen selbst in den Kommunikationsfluss ein und beurteilen die Qualität und Relevanz der übertragenen Informationen. Sie lernen dabei auch, wie sich einfache Szenarien von der Komplexität realer Verkehrssituationen unterscheiden – ein wertvoller Perspektivwechsel, der technisches Verständnis und analytische Fähigkeiten gleichermaßen schärft.

 

Schematischer Aufbau. Foto: FGVT/htw saar

 

 

Laboraufbau. Foto: FGVT/htw saar

 

Didaktische Konzeption: Lernen durch Tun, Denken und Teamarbeit

Der Laborversuch folgt einem durchdachten didaktischen Konzept. Die Studierenden bearbeiten die Aufgabe in Zweierteams, was nicht nur die Kommunikation untereinander fördert, sondern auch zur Entwicklung gemeinsamer Lösungsstrategien beiträgt. Sie arbeiten dabei entlang einer strukturierten Versuchsbeschreibung, die sie Schritt für Schritt mit den einzelnen Komponenten und Zusammenhängen vertraut macht.

Diese Methode des problembasierten Lernens erlaubt es, technische Zusammenhänge nicht nur aufzunehmen, sondern aktiv zu entdecken. Probleme, die während des Versuchs auftreten, werden nicht vorgegeben, sondern ergeben sich aus dem System selbst – ganz wie in der Realität. Dadurch werden Lösungskompetenz, systemisches Denken und Fehlersuche auf natürliche Weise gefördert.

Am Ende des Versuchs steht eine schriftliche Ausarbeitung, in der die Gruppen ihre Ergebnisse dokumentieren. Diese fördert neben der Reflexion auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte präzise und verständlich zu formulieren – eine wichtige Kompetenz für alle ingenieurwissenschaftlichen Berufe.

 

Lernziele: Technisches Wissen vernetzt anwenden

Die Lernziele des Versuchs sind klar auf Kompetenzorientierung ausgelegt. Die Studierenden sollen nicht nur einzelne Technologien verstehen, sondern Zusammenhänge erkennen und anwenden können:

  • Sie verstehen die Funktionsweise des CAN-Bus und der V2X-Kommunikation.
  • Sie lernen, Nachrichten im Fahrzeug zu senden, zu empfangen und zu analysieren.
  • Sie entwickeln ein Verständnis für Georouting und seine Bedeutung für den Nachrichtenaustausch im Straßenverkehr.
  • Sie sind in der Lage, systematische Fehlersuchen durchzuführen und technische Probleme strukturiert zu lösen.
  • Sie erwerben Team- und Kommunikationskompetenz durch gemeinsames Arbeiten und Auswerten.

 

Fazit: Ein Laborversuch mit Mehrwert – für Studierende und Lehrende

Der Laborversuch in der Veranstaltung Automobiltechnik zeigt eindrucksvoll, wie praxisnahes Lernen im ingenieurwissenschaftlichen Bereich aussehen kann. Für Lehrende bietet er die Möglichkeit, komplexe technische Inhalte durch klare didaktische Strukturen und reale Anwendungsszenarien greifbar zu machen. Studierende profitieren davon, indem sie nicht nur Fachwissen erwerben, sondern auch lernen, systemisch zu denken, Probleme zu lösen und im Team zu arbeiten – Kompetenzen, die in der Arbeitswelt von morgen unverzichtbar sind.

 

Zwei Studierende beim Laborversuch. Foto: FGVT/htw saar

 

Sie möchten mehr über Lehrkonzepte zur Vermittlung von Future Skills erfahren? Dann laden wir Sie herzlich zu unserer Abschlussveranstaltung am 18.11.2025, um 10 Uhr in der Aula am Campus Rotenbühl ein!

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