Grenzüberschreitende Plattform für junge Wissenschaftler
Wie läuft eine Doktorarbeit in Frankreich ab? Gibt es auch dort Unterschiede zwischen den Hochschultypen und den Möglichkeiten zu promovieren?
29 Doktoranden und Promotionsinteressierte trafen sich am 2. Dezember 2015 zu einem wissenschaftlichen Austausch auf dem Technopȏle-Gelände in Metz.
„Ziel dieses ersten Treffens ist die Vernetzung der Promovierenden“ erläutert der Initiator des Treffens, Mike Herrmann, von der htw saar. „Für die steigende Zahl unserer Graduierenden ist das sehr wichtig, denn selten verfügen unsere Professorinnen und Professoren über mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter zur gleichen Zeit. Entsprechend hoch ist das Interesse an einem fachlichen und sozialen Austausch.“ Dass dabei teils Englisch, teils Französisch gesprochen wird, überrascht keinen. „Gute englische Sprachkenntnisse sind Pflicht in der Wissenschaft“ weiß der Promotionsberater. „Die Graduierenden profitieren sehr davon, nicht nur allgemeine Konversation in Englisch oder Französisch zu betreiben, sondern sich auch innerhalb der verschiedenen Fachdisziplinen in einer Fremdsprache auszutauschen. Das gehört einfach dazu.“
„Gerade weil das Modell der Kooperativen Promotion für Absolventen an deutschen Fachhochschulen noch nicht so institutionalisiert ist, ist der Austausch für uns besonders wichtig“ ergänzt Tobias Speicher, Promovend der Forschungsgruppe Fluidtechnik der htw saar. „Für mich gehört auch der Blick über den Tellerrand dazu. Ich finde es spannend, was die anderen machen, wie sie sich der Aufgabe und dem Thema nähern.“ Solch ein Austausch kommt dann auch dem eigenen Thema zugute, findet er.
Pascal Faust, Projektbeauftragter des Hochschulinstituts für Technologietransfer ISEETECH, stellte ein entsprechend vielfältiges Programm zusammen. Dazu gehörten eine Reihe von Vorträgen der französischen Doktorkandidatinnen und -kandidaten mit anschließender Diskussion sowie die Besichtigung von Arbeitsplätzen, Laboren und Werkshallen des Forschungsinstituts LGIPM (Laboratoire de Génie Industriel, de Production et de Maintenance), der Grands Écoles CentraleSupélec und der ENSAM (Ecole Nationale Supérieur d’Arts et Métiers) sowie der Management und Marketing School ESM-IAE.
Schnell wurde klar, dass sich die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Frankreich deutlich von den etablierten Verfahren in Deutschland unterscheidet. Universitäten haben dort nicht die Monopolstellung, wie dies in Deutschland der Fall ist. Promotionen werden bei unseren Nachbarn vor allem an eigenständigen Forschungszentren, Grandes Écoles und den sogenannten École Doctorales, selbstständigen Graduiertenschulen, erbracht. Dazu kommen Universitäten und Promotionen im Unternehmen.
„Besonders positiv ist mir die hervorragende Infrastruktur der Gebäude sowie die Laborausstattung aufgefallen“, berichtet Carsten Kaldenhoff, angehender Promovend im Fachbereich Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung an der htw saar.
Von der Fachhochschule Trier war unter anderem auch Hamidreza Daneshvar, Master-Absolvent im Bereich Elektrotechnik, der Einladung gefolgt: „Für mich kam dieses Treffen sehr gelegen. Ich möchte in Frankreich promovieren und hatte bisher keine Idee, wie ich das Thema angehen soll. In den Gesprächen mit den französischen Professoren konnte ich wichtige Informationen sammeln und auch bereits Kontakte zu den potentiellen Laboren knüpfen.“
„Unser langfristiges Ziel ist nicht nur ein regelmäßiger Austausch, nach Möglichkeit wollen wir zukünftig Forschungsarbeiten über Hochschul- und Ländergrenzen hinweg initiieren bzw. koordinieren“ bestätigt Herrmann. „So könnte das vorhandene Know-how, wie auch teure Geräte und sogar Räumlichkeiten grenzübergreifend genutzt werden.“
Das nächste Treffen ist bereits in Planung: 2016 lädt die htw saar die französischen Hochschulen, wie auch die Fachhochschulen aus Trier und Kaiserslautern nach Saarbrücken ein.
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