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SaarIng startet in die zweite Runde

SaarIng ist ein Projekt der htw saar, mit dem Ziel, Ingenieure mit ausländischem Studienabschluss für den saarländischen Arbeitsmarkt zu gewinnen und sie dort zu integrieren. Die ausländischen Ingenieure werden in dem 11-monatigen Zertifikats-Studiengang „Technisches Projektmanagement“ parallel im Unternehmen und an der htw saar qualifiziert. Ziel ist eine Festanstellung im Anschluss an das Projekt. Nach dem erfolgreichen Pilotlauf in 2014 startete SaarIng im September in die zweite Runde, mit 11 Teilnehmern, darunter zwei syrische Flüchtlinge. Am 11. November 2015 findet der offizielle Kick-Off statt, Grund genug für uns, ein Interview mit der Projektleiterin, Prof. Dr. Stefanie Jensen, zu führen.

SaarIng geht in die zweite Runde. Können Sie eine Bilanz der ersten Runde ziehen?

Das Projekt SaarIng startete Anfang September 2014 mit einem Pilotlauf mit drei Absolventen der Universität Vigo (Spanien) und war ein voller Erfolg. Die Universität Vigo bot sich als langjähriger Kooperationspartner der htw saar im Bereich Ingenieurwissenschaften für eine solche Partnerschaft an. Der Hintergrund für diese Kooperation liegt in der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, die seit Jahren auch hochqualifizierte Ingenieurabsolventen betrifft.

Die Teilnehmer wurden an der htw saar in Deutsch, interkultureller Kompetenz sowie ausgewählten technischen Fächern im Rahmen des Zertifikats-Studiums geschult. Gleichzeitig arbeiteten die Jungingenieure an mehreren Tagen pro Woche als Praktikanten in den teilnehmenden Unternehmen Woll Maschinenbau, Saarbrücken und Alstom Power GmbH, Bexbach. Ende Juli dieses Jahres haben die drei Teilnehmer das Programm erfolgreich beendet und erhielten das Zertifikat „Technisches Projektmanagement“. Sie haben sich in den Unternehmen und im Saarland sehr gut integriert. Alle drei Teilnehmer aus dem ersten Jahrgang erhielten von den saarländischen Praktikumsunternehmen einen Anschlussvertrag und sind heute noch im Saarland. Die Ziele von SaarIng, nämlich Integration in die ausbildende Firma und Verbleib im Saarland, konnten somit für die erste Runde erreicht werden.

Was waren die größten Herausforderungen / Hürden?

Zweifellos zählt zu den größten Herausforderungen, saarländische Unternehmen von den Vorteilen des Projekts SaarIng zu überzeugen. Viele Unternehmen beklagen den Mangel an Ingenieuren, sind dann aber nur zögerlich bereit, einen Praktikumsplatz für einen ausländischen Ingenieur zur Verfügung zu stellen. Ich hoffe, dass sich diese Zurückhaltung im Laufe der Zeit legen wird, wenn das Projekt bekannter ist und sich die Vorteile für die Unternehmen herumsprechen.

Neben der Akquise von Praktikumsplätzen bei Unternehmen umfasst unser Leistungspaket auch eine ganzheitliche Betreuung der Teilnehmer. Hierbei unterstützen wir die ausgewählten Kandidaten u.a. bei der Wohnungssuche. Ungeahnt war dies eine große Hürde zu Projektbeginn. Gerade in der Universitätsstadt Saarbrücken gestaltet sich die Wohnungssuche zu Beginn des Wintersemesters sehr schwierig. Glücklicherweise konnten wir die Teilnehmer rechtzeitig in geeigneten Unterkünften unterbringen.

Welche Rückmeldungen haben Sie aus den Unternehmen und von den Teilnehmern?

Von beiden Seiten erhielten wir sehr positive Rückmeldungen. Die beiden teilnehmenden Unternehmen haben erkannt, dass sie viele Vorteile generieren konnten. Zum einen ermöglichte SaarIng ihnen den Zugang zu qualifizierten, motivierten Fachkräften, die an der htw saar insbesondere sprachlich weitergebildet wurden. Die ausgewählten Kandidaten wurden bereits vor Praktikumsantritt auf die Anstellung im Unternehmen durch einen sechswöchigen Intensivkurs Deutsch vorbereitet. Die Sprachkompetenz wurde während des gesamten Projekts weiter ausgebaut, was für die Unternehmen die Zusammenarbeit mit ihren Kandidaten erheblich erleichterte. Zum anderen hatten die Unternehmen nur einen geringen administrativen Aufwand durch die umfassenden Leistungen der htw saar.

Für die spanischen Ingenieure war das Programm eine Möglichkeit, der Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat zu umgehen. Trotz ihrer hohen Qualifikation sehen die Zukunftsperspektiven für spanische Ingenieur-Graduierte in der Heimat aktuell wenig erfolgsversprechend aus. SaarIng ermöglicht ihnen neue Karriereperspektiven. Sie sammeln Erfahrungen im Ausland und erweitern ihre internationalen Kompetenzen. Die Teilnehmer haben sich gut in den Unternehmen und auch im Saarland eingelebt. Und noch ein weiterer wichtiger Punkt: Sie haben die von uns gestalteten kulturellen und Freizeitaktivitäten in und um das Saarland sehr genossen.

Die zweite Runde startete letzten Monat. Was unterscheidet diesen Durchgang vom ersten?

Über den Kontakt zum IQ Netzwerk Saarland kam eine Teil-Förderung des Projekts durch öffentliche Stellen zustande. Dabei handelt es sich um ein bundesweites Förderprogramm mit dem Ziel, die Arbeitsmarktchancen von Migrantinnen und Migranten in Deutschland zu verbessern. Der Teilnehmerkreis wurde für die zweite Runde ausgeweitet und die Einschränkung auf Ingenieur-Absolventen der Universität Vigo in diesem Jahr aufgehoben.

Damit ist SaarIng grundsätzlich für Migranten mit im Ausland erworbenem Ingenieurabschluss, und besonders auch für Flüchtlinge, eine Möglichkeit zur Integration in den saarländischen Arbeitsmarkt. Der zweite Jahrgang SaarIng ist Anfang September mit 11 Teilnehmern gestartet und zeichnet sich durch seine internationale Vielfalt aus. Die Teilnehmer stammen nicht mehr nur aus Spanien, sondern auch aus Bulgarien, dem Irak, Iran, Italien, Südafrika und Syrien.

Im Rahmen des Programms arbeiten die Teilnehmer für namhafte Unternehmen, wie Villeroy&Boch Fliesen, Saint-Gobain PAM, RESA Systems, pfm medical, MAT Europe Foundries, um nur einige zu nennen.

Wo sehen Sie SaarIng 2020?

In fünf Jahren wird das Projekt als ein erfolgreicher und fester Bestandteil in der saarländischen Hochschullandschaft hoffentlich nicht mehr wegzudenken sein. Das kleinste Bundesland Deutschlands weist für seine Größe eine solide Wirtschaftsstruktur auf. Allerdings zieht es viele deutsche Ingenieure bzw. hochqualifizierte Absolventen im Ingenieurbereich in andere Bundesländer, wie Baden-Württemberg, Bayern, oder ins Ausland. Saarländische Unternehmen werden zunehmend Schwierigkeiten haben, ihren Ingenieurbedarf zu decken.

Gleichzeitig wird der Bedarf an Eingliederungsmaßnahmen für hochqualifizierte Migranten weiter ansteigen, um diese Personengruppe schnell und dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Bereits heute ist abzusehen, dass uns diese Aufgabe nicht nur kurzfristig, sondern auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird.

SaarIng greift die beiden Herausforderungen auf und ist damit ein zukunftsorientiertes Projekt, das einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels bei Ingenieuren und zur Eingliederung von ausländischen Ingenieuren in den Arbeitsmarkt leisten kann. Durch die Erweiterung und den Ausbau unserer Kontakte zu saarländischen Unternehmen, zu bereits im Saarland befindlichen ausländischen Ingenieuren und zu unseren Partnerhochschulen wollen wir unsere Qualifizierungskapazität in den nächsten Jahren stetig ausbauen.

Wie geht ein am Programm interessiertes Unternehmen vor?

Im Prinzip ist es ganz einfach. Ein Unternehmen, das an einer Teilnahme am Projekt SaarIng interessiert ist, muss nur wenige Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. Zum einen sollte das Unternehmen eine adäquate Praktikumsstelle mit Aufgaben, die für eine Fachkraft mit Ingenieurabschluss angemessen sind, bieten können. Das Praktikum erfordert eine monatliche Vergütung, damit die Teilnehmer ihre Lebenshaltungskosten decken können. Wenn der Teilnehmer bei Programmbeginn nur rudimentär Deutsch spricht, muss im Unternehmen bzw. im direkten Umfeld des Mitarbeiters Kommunikation in englischer Sprache möglich sein. Schließlich zahlt das teilnehmende Unternehmen eine Kostenpauschale, mit der ein Teil der Ressourcen und Leistungen der htw saar finanziert werden. Damit sind alle Maßnahmen zur sprachlichen und berufsqualifizierenden Weiterbildung sowie zu Integration und Administration abgegolten. Nähere Informationen zum Projekt SaarIng erhalten Interessierte unter www.saaring.de oder direkt bei mir unter stefanie.jensen@htwsaar.de.

Prof. Jensen, vielen Dank für das Gespräch, Ihnen, Ihrem Team und den Teilnehmern viel Erfolg beim zweiten Durchgang von SaarIng.

Termin: Kickoff SaarIng, 11. November 2015 um 17:00 Uhr im Senatssaal der htw saar, Campus Rotenbühl (Waldhausweg 14, 66123 Saarbrücken)

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