Nachhaltig produzierter Fisch aus dem Container
Impulse setzen für eine neue Gründungskultur und ein freundlicheres Gründungsklima: Das sind die Ziele der Gründerwoche Deutschland vom 13. bis 19. November 2017. Die Aktion wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vor fünf Jahren ins Leben gerufen und findet weltweit in 165 Ländern unter dem Dach der Global Entrepreneurship Week statt. Berlin, Hamburg, München und Köln sind die führenden Gründerstädte in Deutschland. Das Saarland holt auf und bietet viele Möglichkeiten für junge Startups.
Ein erfolgreiches Unternehmen im Saarland gründen möchten die Master-Absolventen der htw saar Carolin Ackermann, Daniel Lang, Christian Steinbach und Kai Wagner. Ihr ocean[cube] ist eine biotechnologisch komplexe Aquakulturanlage zur artverträglichen und betriebssicheren Produktion von Meeresfisch. Innovativ sind das Automatisierungskonzept, die auf beste Qualität ausgelegte Wasseraufbereitung sowie die Nutzung einer standardisierten Containerstruktur. Als erste kleinskalige, kompakte und schlüsselfertige Anlage in Kleinserienfertigung erlaubt der ocean[cube] die regionale und endverbrauchernahe Produktion von frischem Seefisch in höchster Qualität.
Diese Idee hat die Experten vom BMWi überzeugt: Seit Oktober 2017 erhält ocean[cube] eine EXIST-Forschungstransfer-Förderung in Höhe von rund 800.000 Euro. Nun haben die Absolventen zwei Jahre Zeit, um ihre Idee zur Marktreife zu bringen.
Das hochmotivierte Gründerteam ist fachlich ideal aufgestellt: Die drei Ingenieure mit den Schwerpunkten Prozesstechnik, Automatisierungstechnik und Modellbildung und die Betriebswirtin mit den Schwerpunkten Marketing, Vertrieb und strategisches Management verfügen über Erfahrung aus mehreren Jahren Studium und angewandter Forschung an der htw saar, insbesondere im Labor Aquakultur. Dort wurden seit 2012 unter Anleitung des Mentors Prof. Dr. Uwe Waller mehrere Populationen verschiedener Fischarten erfolgreich aufgezogen und den Tieren ein Lebensraum bereitgestellt, der dem natürlichen in nichts nachsteht.
Seit der Zusage des EXIST-Stipendiums im Sommer 2017 fieberte das Team von ocean[cube] dem offiziellen Projektstart am 1. Oktober 2017 entgegen und nutzte die Wartezeit sinnvoll. „Über das FITT, das Transferinstitut der htw saar, hatten wir ein Büro im Gründerzentrum und konnten dort in der Zwischenzeit kleinere Arbeiten vorbereiten. Wir haben zum Beispiel erste Gespräche mit Zulieferern geführt und uns mit einem Business Angel getroffen, der uns während der Projektlaufzeit beraten wird“, erzählt Ackermann. Sie ist bei ocean[cube] für Marketing, Vertrieb und Management verantwortlich. Ende des Jahres soll die Website www.oceancube.info online gehen – der erste große Marketing-Schritt.
Die Jungs im Team planen derzeit die Konstruktion der Aquakulturanlage. Diese besteht aus drei Containern, in denen notwendige Apparate, Filter, Wasser- und Stromanschlüsse eingebaut werden. Bis Ende Oktober 2018 sollen die drei Container zusammengesetzt, die Anlage fertig gestellt sein und anschließend mit Wasser und Fischen befüllt werden. „In der zweiten Projektphase werden wir dann die Fische in ihrem Wachstum beobachten, Messdaten sammeln, auswerten und die Anlage bei Bedarf optimieren“, erklärt Ackermann. Die aktuellen Fortschritte präsentiert ocean[cube] am 27. November 2017, wenn der Projektträger Jülich (PTJ) zur ersten Begutachtung nach Saarbrücken kommt.
Kürzlich hat das Team eine 350m² große Halle im ehemaligen Ausbesserungswerk bezogen, die von der htw saar für das Projekt angemietet wurde. Derzeit ist die Halle noch ziemlich leer. „Außer der Werkstatt und einem Bürocontainer mit unseren Arbeitsplätzen steht da noch nichts. Nächstes Jahr kommen hier dann aber nach und nach die Container rein“, freut sich Ackermann.
Das Team von ocean[cube] hat sich viel vorgenommen. Bereits in der Projektlaufzeit möchte es Pilotkunden akquirieren und idealerweise mit der Ausgründung am 1. Oktober 2019 direkt die ersten Anlagen verkaufen. Parallel möchten die Gründer ihre Aquakulturanlage optimieren und für neue Fischarten testen. Auf der Agenda stehen außerdem Beratungen und Schulungen für die potenziellen Kunden, die Anlagenbetreiber.
Wissenschaftlich bietet das Projekt ebenfalls vielversprechende Perspektiven. Das Prozesswasser, das aus der Anlage herauskommt, enthält wichtige Stoffe wie Phosphor und Nitrat, mit denen Pflanzen gedüngt werden können. „An der htw saar wurden schon Erfahrungen in solchen Projekten gesammelt. Wir werden daran weiterforschen und zum Beispiel einen angliederbaren Pflanzencube entwickeln“, so Ackermann.
All das zeigt: ocean[cube] ist ein zukunftsorientiertes Projekt. Und sicher ist auch: Nach der Ausgründung möchte das Team den Kontakt zur htw saar halten, zum Beispiel im Rahmen von Projekten und Semesterarbeiten. Wir sind gespannt, wie es mit ocean[cube] in den nächsten Monaten weitergeht.
Das Projekt ocean[cube] wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dem Europäischen Sozialfonds und der FITT gGmbH. Fachlich unterstützt wird das Team von Professoren des Institutes für physikalische Prozesstechnik (IPP) und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der htw saar. Diese beraten die Gründer in den Bereichen chemische Analytik, Strömungssimulation, Biotechnologie und Innovation sowie Business Planning und Controlling.
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