Auslandssemester mit Auszeichnung
Fremde Länder und Kulturen kennenlernen, Sprachkenntnisse verbessern, persönliche Fähigkeiten weiterentwickeln und ganz nebenbei seinen Lebenslauf aufwerten. Viele gute Gründe sprechen für ein Auslandssemester.
Tim Walch studiert Wirtschaftsingenieurwesen im 5. Semester an der htw saar (als kooperatives Studium in Zusammenarbeit mit der Firma Eberspächer) und ist kürzlich von seinem Auslandsaufenthalt an der Clemson University in South Carolina (USA) zurückgekehrt – mit einer Auszeichnung, auf die er, ebenso wie die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und die htw saar, stolz sein kann. Für seine Studienleistungen an der Clemson University im Wintersemester 2018 wurde er mit einem Platz in der Dean’s List der Universität geehrt.
In den USA ist es Tradition, die besten Studierenden mit einer Platzierung in der sogenannten Dean’s List (Bestenliste) für ihre hervorragenden Studienleistungen auszuzeichnen und für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen – so auch an der Clemson University. Für die Dean’s List benötigt man einen GPA (Grade Point Average) von mindestens 3,5 Punkten von 4,0. Wer einen GPA von 4,0 erreicht, schafft es sogar auf die President’s List.
Tim Walch ist der erste htw saar-Student, der an der Clemson University ein Auslandssemester verbracht hat. Die neue Kooperation besteht derzeit nur für den Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Gelegen an der Ostküste der USA gehört die Clemson University im Bundestaat South Carolina zu den größten und angesehensten Universitäten in der Region. Besonders stolz ist die Universität auf ihr Football-Team, die Clemson-Tigers, das an den Wochenenden im 83.000 Zuschauer fassenden Memorial-Stadium spielt.
Im htw saar blog berichtet Tim Walch von seinen Eindrücken an der Clemson University.
Die Vorbereitung – gerade in den letzten Zügen – war sehr intensiv, da alles parallel zur Klausurphase passierte. Für die meisten Dinge hatte ich jedoch tolle Unterstützung von Freunden, dem International Office oder Eberspächer. Der erste an einer neuen Partneruniversität zu sein birgt gewisse „Risiken“, da es keine Vorerfahrungen von anderen Studenten gibt, an die man sich wenden kann. Wenn dann ein Fehler passiert, ist es wichtig, nicht in Panik zu geraten, sondern in Ruhe nach einer Lösung zu suchen – und das hat in meinem Fall gut geklappt.
Die Clemson University ist eine riesige auf die Tigers eingeschworene Familie. Schon Wochen vor meinem Flug hatte ich unverbindlich in der Facebook-Gruppe für die International Students gefragt, wie ich am besten vom Flughafen in Spartanburg zum Campus komme. Prompt meldete sich jemand freiwillig, um mich abzuholen. Dieser erste Eindruck zog sich durch das ganze Semester: Wer in Clemson um Hilfe bittet, bekommt sie.
Clemson war für mich aus zwei Gründen sehr interessant: Zum einen coache ich selbst American Football bei den Saarland Hurricanes – und die Clemson Tigers gehören seit Jahren zu den besten College Teams in Amerika mit zwei nationalen Titeln in den letzten Jahren. Zum anderen hat Eberspächer ein Werk ein Spartanburg, das nur etwa 40 Minuten vom Campus entfernt ist und mir so die Möglichkeit bot, im Ausland praktische Berufserfahrung zu sammeln.
Clemson verbindet einfach das Beste aus allen Welten: Die Südstaaten, die bekannt sind sind für ihre Gastfreundschaft und ihr leckeres Essen; großartiger Football, der seit vielen Jahren ein fester Bestandteil meines Lebens ist; und eine hervorragende akademische Ausbildung, die den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft legt. Gerade um die Zeit von Thanksgiving wurde dies deutlich. Meine Mitbewohner und ich wollten eigentlich auf dem Campus bleiben und ein ruhiges Wochenende verbringen, bevor die nächsten Klausuren anstanden. Doch das hat nicht ganz funktioniert. Viele unserer amerikanischen Freunde packte das blanke Entsetzen bei dem Gedanken, wir würden an Thanksgiving auf dem Campus bleiben und luden uns ein, das Fest mit ihnen zu verbringen. Wir gaben nach und nahmen eine der Einladungen an. Es war ein wirklich großartiger Abend mit sehr gutem Essen und einer herzlichen Familie. Die Gastmutter lachte nur, als ihr Sohn uns mitbrachte. Sie sei es gewohnt, unerwartete Gäste zu haben – das sei eine Art Familientradition.
Wie bereits erwähnt war ich der erste htw saar-Student, der an der Clemson studiert hat, und natürlich lief nicht alles glatt. Egal ob man sich fälschlicherweise für die falsche Übung eingetragen hat, ob plötzlich unverständliche E-Mails vom Financial Office auftauchten – langweilig wurde es nie. Doch die meisten Dinge lassen sich in Clemson ganz einfach mit einem persönlichen Gespräch oder sogar einer E-Mail lösen. Zum Beispiel hatte ich mich vorab für meine Kurse entschieden. Doch die Sektion der Übung, an der ich wegen der besseren Uhrzeit teilnehmen wollte, war zum Anmeldezeitpunkt voll und ich musste die letzte freie Sektion wählen – die leider parallel zu einer anderen Veranstaltung lag. Am Tag der ersten Veranstaltung suchte ich das Gespräch mit dem Professor. Ich konnte problemlos die Übung wechseln, obwohl diese voll war. Für alle anderen Probleme, die man nicht auf Anhieb lösen konnte, hat man in Clemson das International Office. Mandy Prorok und ihre beiden studentischen Mitarbeiter waren für die Incomings zuständig und hatten immer eine offene Tür für uns – egal ob es nur eine Kleinigkeit oder der Weltuntergang war. Wo auch nur möglich hat dieses Team uns unterstützt.
Auch von Seiten der Dozierenden war die Betreuung sehr gut. Viele Dozierenden lassen sogar in ihren Veranstaltungen abstimmen, zu welchem Zeitpunkt die Sprechstunde stattfinden soll. Auch bieten sie für jede ihrer Veranstaltungen eine eigene Sprechstunde an, in denen Fragen zu den wöchentlichen Hausaufgaben besprochen oder noch offene inhaltliche Fragen diskutiert werden können.
Das Ergebnis dieser Betreuung wurde mir jedoch erst bewusst, als ich schon wieder zurück in Deutschland war: Die Clemson University setzte mich auf ihre Dean‘s List, eine Auszeichnung für sehr gute akademische Leistungen in allen Fächern während des Semesters. Das ist in den USA eine wirklich große Sache! Meine amerikanischen Freunde riefen mich mitten in der Nacht an, um zu gratulieren.
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen ein Auslandssemester zu machen. Klar, es ist viel Arbeit und birgt einige Risiken. Aber gerade das Unbekannte macht es so spannend. Und wenn man sich darauf einlässt, steht man Ende nicht nur mit einer neuen Familie da, sondern auch mit einem soliden internationalen Netzwerk, auf das man sich verlassen kann. Egal ob man seinen Arm in die USA, nach Frankreich, England, oder Dänemark ausstreckt – nach dem Auslandssemester findet man dort jemanden, der einem seine Hand reicht.
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