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Einsatz zerstörungsfreier Prüfverfahren für die Bewahrung von Kulturstätten

Unser Prof. Dr.-Ing. Ahmad Osman von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften hat mit seiner griechischen Kollegin Prof. Dr. Antonia Moropoulou das Buch „Nondestructive Evaluation and Monitoring Technologies, Documentation, Diagnosis and Preservation of Cultural Heritage“ herausgegeben. Es befasst sich mit dem Einsatz der Zerstörungsfreien Prüfverfahren (ZfP) und den Methoden der strukturellen Zustandsüberwachung für den Erhalt und die Restaurierung von Kulturstätten.

Eines der bekanntesten Projekte, bei dem zerstörungsfreie Prüfverfahren zum Einsatz kamen, stellt sicher die Restaurierung der Grabeskirche in Jerusalem dar, die Prof. Moropoulou geleitet hat. Dieses findet sich im Buch ebenso wie unter anderem Einblicke in die Arbeiten am Pythianischen Apollo-Tempel und die archäologische Stätte Erimokastro in Rhodos, Griechenland, das Colegio Arte Mayor de la Seda in Valencia, Spanien oder die traditionelle Steinbogen-Plaka-Brücke, in Epirus, Griechenland.

Man muss gar nicht so weit weg fahren, um die Anwendung der zerstörungsfreien Prüfverfahren an Kulturstätten und Artefakten zu sehen. Das im Saarland gelegene Dorf Blickweiler hat es mit seiner Terra Sigillata in die Publikation geschafft. Terra Sigillata ist eine rot-glasierte Feinware, die während der Römerzeit hergestellt wurde. In Blickweiler wurden 1912 bei einer Ausgrabung Reste einer Terra Sigillata Produktionsstätte gefunden. Terra Sigillata ist für die Archäologie von so großer Bedeutung, da es eines der wenigen gut erhaltenen Artefakte ist, aus denen man den Lebensstil der Römer ableiten kann. Zur Datierung wurden die Keramik optisch nach Merkmalen untersucht, die mittels umfangreichen Katalog eine zeitliche Einordnung des Fundes zuließen. Der Einsatz zerstörungsfreier Prüfverfahren ermöglicht eine sichere und schnellere Einordnung des Herstellungszeitraumes, da sie die charakteristischen Merkmale und Eigenschaften eines Materials zerstörungsfrei erfassen. Sie stellen damit ein günstiges, schnelles und zuverlässiges Instrument der Archäologie da.

Die Publikation von Osman und Moropoulou verdeutlicht, wie mit Hilfe zerstörungsfreier Prüfverfahren Kulturstätten, Artefakte und Denkmäler auf der ganzen Welt erfasst und dokumentiert werden. ZfP werden zur genauen Bestimmung des Erhaltungszustandes herangezogen und liefern wertvolle Informationen für die Planung, Überwachung und Durchführung der Restauration, sowie für Konservierungsarbeiten. Die mit diesen Verfahren gewonnen Informationen erlauben eine gezielte, kosteneffiziente und materialschonende Restauration.

Am 17. Oktober 2019 hat Prof. Osman ein Exemplar seines Buches dem Präsidenten der htw saar, Prof. Dr.-Ing. Dieter Leonhard, überreicht.

Dabei gewinnen die Bildverarbeitung und der Einsatz der künstlichen Intelligenz an Bedeutung. Dank der technologischen Entwicklung in der ZfP-Sensorik sowie Fortschritten bei rechnergestützten und mathematischen Verfahren können heute detaillierte digitale dreidimensionale Modelle der Kulturstätten erstellt werden. Diese erlauben es, die architektonischen, strukturellen und materialtechnischen Aspekte vollständig zu erfassen und so noch schonender und authentischer an die Restaurationsarbeiten zu gehen.

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