Sie lesen gerade: htw saar trauert um Prof. Dr. Reiner Güttler

htw saar trauert um Prof. Dr. Reiner Güttler

Wir trauern um Prof. Dr. Reiner Güttler – einen hochgeschätzten Professor, Kollegen und Freund. Im Juni erreichte uns die traurige Nachricht, dass Prof. Dr. Güttler nach langer Krankheit im Alter von 69 verstorben ist.

Prof. Güttler lehrte von 1985 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 2016 Rechnerarchitektur, Betriebssysteme und Umweltinformatikanwendungen und prägte als Informatiker der ersten Generation diesen Bereich an der Hochschule maßgeblich.

Von 1998 bis 2012 leitete er das Deutsch-Französische Hochschulinstitut (DFHI) der htw saar, das mit der Université de Lorraine gemeinsame deutsch-französische Studiengänge anbietet.

Reiner Güttler wird uns als engagierter und leidenschaftlicher Wissenschaftler in Erinnerung bleiben, der bei Kolleginnen und Kollegen hoch angesehen war und seine Studierenden begeistern konnte. Lehre „mit Herzblut“ und hochkarätige Forschung – dafür war Prof. Güttler bekannt. Nach 62 Semestern und rund 250 betreuten Abschlussarbeiten wurde er 2016 in den Ruhestand verabschiedet. Bei seiner Abschiedsvorlesung zum Thema „Was hat der goldene Schnitt mit binären Suchbäumen zu tun?“ betonte er einmal mehr, welch große Freude ihm das Lehren und Forschen an der htw saar bereitet hat.

Den Grundstein für seine wissenschaftliche Laufbahn legte Reiner Güttler mit seinem Studium der Informatik und Mathematik. 1982 promovierte er an der Universität des Saarlandes und gehört somit zur ersten Informatiker-Generation in Saarbrücken. Nach dreijähriger Berufstätigkeit in einem Pariser Unternehmen wurde er zum 1. Oktober 1985 an die htw saar berufen. Seine Lehrschwerpunkte waren Verteilte Systeme und Softwarearchitektur.

Nicht nur den Studienbereich Informatik und die Fakultät für Ingenieurwissenschaft prägte er maßgeblich, sondern auch die deutsch-französischen Hochschulbeziehungen. Frankophil und visionär leitete er als Direktor von 1998 bis 2012 das DFHI. Mit vielen innovativen Ideen hat Prof. Güttler das Institut entscheidend vorangebracht, so etwa mit der Umstellung von Diplom und Maîtrise auf Bachelor und Master und der Schaffung von gemeinsamen Abschlussdiplomen durch Synchronisierung der Studienleistungen in beiden Ländern. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass das DFHI seine Vorreiterrolle gegenüber anderen deutsch-französischen Hochschulkooperationen weiter einnimmt.

Dass Güttler ein engagierter und leidenschaftlicher Wissenschaftler war, zeigt sich in zahlreichen Projekten und Aktivitäten während seiner Hochschullaufbahn. Von 1992 bis 2015 leitete er das Systemtechnik-Labor. 1988 gründete er gemeinsam mit Kollegen das Institut für Umweltinformatik (IUI). Herausragend ist seine Leistung im Bereich der angewandten Forschung: Er war Mitinitiator des Modellversuchs „Stimulierung angewandter Forschung an Fachhochschulen“, einem wesentlichen Baustein in der Entwicklung von Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland. In der 1996 mit Prof. Dr. Ralf Denzer gegründeten Environmental Informatics Group (EIG) wurden zahlreiche EU-Projekte durchgeführt. Auch dank dieser Projekte war die htw saar im 6. Forschungsrahmenprogramm der EU die erfolgreichste deutsche Fachhochschule bei der Einwerbung von EU-Mitteln. Viele dieser Forschungs- und Transferprojekte waren so erfolgreich, dass daraus Unternehmensgründungen (z. B. Syborg Informationssysteme OHG, Gim Tec GmbH oder Cismet GmbH) folgten.

Freunde und Kollegen kennen Reiner Güttler als einen begeisterten Sportler und Feinschmecker. Als virtuoser Gitarrist sorgte er auch bei einigen Hochschul-Veranstaltungen für Unterhaltung. Mit der Informatiker-Band GIS++ und dem Akustikduo „acoustomatics“ (mit Prof. Dr. Helmut Folz) feierte er Auftritte, an die sich viele Kolleginnen und Kollegen noch heute erinnern.

Wir verlieren mit Reiner Güttler einen Kollegen und Mentor, aber auch einen sehr geschätzten Menschen in unserer Mitte, dem wir stets ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Auf dieser Seite können Sie Ihre Anteilnahme bekunden und haben Raum für persönliche Abschiedsworte, Anekdoten oder Geschichten.

 

 

Artikel drucken

4 Kommentare in “htw saar trauert um Prof. Dr. Reiner Güttler”

Schreibe einen Kommentar zu Helmut Folz Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Ich kann mich dem im Artikel geschriebenen voll und ganz anschließen.
    Prof. Dr. Güttler war mein Betreuer bei meiner Diplomarbeit, die ich 1993 im damaligen Fachbereich GIS – Praktische Informatik mit Erfolg abgeschlossen habe.
    Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich am Thema nicht verzweifelte.
    Die Besten müssen leider zu oft zu früh gehen.
    Anekdoten gibt es sicher viele. Ich weiß nur nicht ob hier und jetzt der richtige Platz dafür ist. Momentan überwiegt noch etwas der Schock über die traurige Nachricht.
    Vielleicht gibt es zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit einen Treffens seiner ehemalign Studenten.
    Jetzt bleibt mir nur noch meine Anteilnahme zu bekunden.

    Ralf Schmidt

  2. Ich bin stolz darüber, dass ich im Team um Prof. Dr. Reiner Güttler in SAFF – Stimulierung anwendungsbezogener Forschung an Fachhochschulen mitarbeiten durfte. (Ein Baustein zum Forschungserfolg der heutigen htwsaar).
    Es ist schade – er ist zu früh von uns gegangen.

  3. Ich bin gerade geschockt. Während meines Informatikstudiums von 1997 – 2001 durfte ich diverse Vorlesungen und Veranstaltungen bei ihm hören, u.a. Rechnerarchitektur, Systemarchitektur und Verteilte Systeme.

    Klasse Dozent, man war immer sehr gut vorbereitet und verständnisvoller Mensch darüber hinaus. Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten.

    • Ein hochgeschätzter Kollege, aber vor allem guter Freund ist von uns gegangen. Mit Reiner hat mich natürlich vor allem die Musik verbunden. Die vielen gemeinsamen Stunden gemeinsamen Musizierens und die anregenden anschließenden Kaffegespräche werde ich nie vergessen. Auch haben wir einige wunderbare gemeinsame öffentliche Auftritte erlebt, die immer lange nachgeklungen haben. Ein wenig von der Musik ist in Form von Audioaufnahmen

      https://soundcloud.com/helmut-folz/sets/acoustomatics

      und in Form von Videos glücklicherweise für die Nachwelt erhalten geblieben: