Armut und Soziale Arbeit im Fokus: Diskussionen und Lösungsansätze in Saarbrücken
Im Oktober versammelten sich Dozierende, Forschende und Expert*innen aus der Praxis im Forum der htw saar, um im Rahmen einer Podiumsdiskussion Fragen von Armut und sozialer Ungleichheit in Saarbrücken zu beleuchten. Die Veranstaltung fand anlässlich des ‚Welttags zur Beseitigung der Armut‘ statt und wurde von Daniela Henn und Prof. Dr. Christian Schröder von der Fakultät für Sozialwissenschaften moderiert.
Die Diskussion wurde durch das Grußwort der Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Iris Ruppin, sowie den einführenden Vortrag von Prof. Schröder zum Thema „Armut und Soziale Arbeit“ eröffnet. Er betonte die Verbindung zwischen Armut und Menschenrechten, indem er auf die Biografie von Joseph Wresinski einging. Wresinski, in absoluter Armut aufgewachsen, gründete das ATD Fourth World, eine parteipolitisch und konfessionell neutrale Nichtregierungsorganisation, die sich für die Würde aller Menschen einsetzt.
Die Diskussion setzte sich mit den verschiedenen Dimensionen von Armut auseinander, angefangen bei absoluter Armut, die die elementaren Grundbedürfnisse nicht deckt, bis hin zur relativen Armut, die die Schwelle sozialer Ungleichheit markiert. Hier wurde betont, dass die Definition von Sozialer Arbeit nicht nur ökonomische Ressourcen umfassen sollte, sondern auch auf gesellschaftliche Strukturen und Teilhabechancen eingehen muss.
Die Diskutant*innen, darunter Carsten Freels vom Kinderhaus Malstatt des Diakonischen Werks, Lena Loew von der Gemeinwesenarbeit Wackenberg, Michael Leinenbach, Vorsitzender der Saarländischen Armutskonferenz, Tobias Mierzwiak, Abteilungsleiter Soziale Teilhabe Diakonisches Werk und Prof. Dr. Dieter Filsinger von der htw saar, präsentierten verschiedene Perspektiven und Lösungsansätze zur Bekämpfung von Armut in Saarbrücken.
Carsten Freels berichtete über die Herausforderungen, Kindern Chancengleichheit zu bieten. Er betonte die langfristige Arbeit und Beziehungsarbeit, die notwendig ist, um Familien nachhaltig zu unterstützen. Öffentlichkeitsarbeit sei dabei entscheidend, um Kinderarmut in politischen Debatten zu verankern.
Michael Leinenbach machte auf die spezifischen Probleme von Senior*innen aufmerksam, die im öffentlichen Diskurs kaum Beachtung finden. Die steigende Zahl von Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt nicht mehr leisten können, verdeutlichte die Dringlichkeit von politischen Maßnahmen.
Lena Loew von der Gemeinwesenarbeit Wackenberg kritisierte die Sozialpolitik als ursächlich für Armut. Sie betonte die Wichtigkeit, Missstände anzusprechen und die finanzielle Unterstützung für grundlegende Bedürfnisse sicherzustellen, wie etwa Strom.
Tobias Mierzwiak, Abteilungsleiter Soziale Teilhabe, hob die Probleme der Wohnungslosigkeit hervor und betonte, dass es nicht nur um soziale, sondern auch um institutionelle Ausgrenzung geht. Die Vermittlung von Menschen ins Hilfesystem sei eine zentrale Aufgabe der Sozialen Arbeit.
Die schwierige Position der Sozialen Arbeit im öffentlichen Diskurs wurde von Prof. Filsinger thematisiert. Er forderte eine bessere politische Organisation der Profession. Die Diskussion schloss mit Fragen aus dem Publikum, die auf Haushaltskürzungen, bürokratische Prozesse bei Hilfsanträgen und die Notwendigkeit einer stärkeren Lobby für Menschen in prekären Situationen eingingen.
Insgesamt bot die Veranstaltung einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen, aber auch die engagierte Arbeit und die dringende Notwendigkeit von politischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut in Saarbrücken.
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