„Die Hochschule ist ein Spiegel der Gesellschaft“
Ricarda Kramer ist eine lebhafte, dynamische Person, aber sie ist niemand, der sich in blinden Aktionismus stürzt. Die Pläne, die sie für die htw saar schmiedet, sind gut durchdacht und beziehen alle Mitglieder der Hochschule mit ein: „Man muss in den Dialog gehen und jeden an dem Punkt abholen, an dem er oder sie steht.“ Seit Februar 2024 ist die studierte Soziologin mit Schwerpunkten in der Geschlechterforschung, Wissenschafts- und Hochschulforschung und Feminist Science and Technology Studies zentrale Gleichstellungsbeauftragte der htw saar. Gemeinsam mit ihrem Team des Gleichstellungsbüros setzt sie sich für alle Themen rund um Frauenförderung und Gleichstellung an der Hochschule ein.
An einer Hochschule mit rund 6000 Studierenden und 600 Mitarbeitern prallen viele verschiedene Lebensrealitäten und Weltanschauungen aufeinander. „Die Hochschule ist ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt Kramer. „Man muss akzeptieren, dass es verschiedene politische Meinungen zum Thema Gleichstellung gibt. Und man muss schauen, wie man damit umgeht.“ Der Begriff „Gleichstellung“ ist für sie eine Worthülse, die mit konkreten Inhalten gefüllt werden muss. Und genau dies tut das Gleichstellungsbüro. Es kümmert sich nicht nur um die Frauenförderung in der Wissenschaft, es berät auch zu Themen wie Diskriminierung und Gewalt sowie Gender und Diversity. Wer mit Sexismus, Rassismus, Homo- oder Transphobie oder Diskriminierung aufgrund von körperlichen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen konfrontiert wird, sollte sich nicht scheuen, sich ans Gleichstellungsbüro zu wenden.
Im Fall von Diskriminierung ist die erste Hürde oft sogar die eigene Wahrnehmung des Geschehens: „Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie in gewissen Fällen von Diskriminierung betroffen sind, nehmen wir als Beispiel mal Altersdiskriminierung. Das ist ein Problem, denn: Wenn ich nicht gar weiß, dass etwas nicht okay war, dann bringt mir auch eine Anlaufstelle nichts, denn dann gehe ich dort nicht hin.“
Ricarda Krämer und ihr Team arbeiten deshalb auch daran, unter den verschiedenen Gruppen das Bewusstsein dafür zu schärfen, was Diskriminierung überhaupt ist. Ihr ist wichtig, dass sowohl Studierende als auch interne Mitglieder der Hochschule das Gleichstellungsbüro als Anlaufstelle kennen und keine Hemmungen haben, sich auch an diese zu wenden. Wer mit einem akuten Problem kommt, dem wird unmittelbar geholfen.
Die zentrale Gleichstellungsbeauftragte arbeitet insbesondere auch daran, bei Mitarbeiter*innen und Professor*innen ein Bewusstsein und Verständnis dafür zu schaffen, wie divers die Gruppe der Studierenden ist. „Studierende, die aus nicht-akademischen Haushalten kommen, können die informellen Regeln, die an einer Hochschule gelten, noch nicht von ihren Eltern kennen. Sie müssen die ungeschriebenen Regeln, die es gibt, erst noch lernen.“ Ohne Empathie und Verständnis für verschiedene Voraussetzungen und Hintergründe geht also nichts.
Auch wenn die Gesellschaft sich in den letzten Jahrzehnten hinsichtlich der Gleichberechtigung von Frauen schon gewandelt hat, bleibt im Bereich Gleichstellung noch viel zu tun. „Man muss verstehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen der juristischen Ebene, also dem, was im Grundgesetz steht, und dem, was in unserem Alltag passiert,“ so Kramer. „Es gibt einfach nach wie vor noch Strukturen, die dazu führen, dass gewisse Gruppen es schwerer haben als andere. Unsere Aufgabe ist es, an der htw saar möglichst gleiche Chancen für alle zu schaffen.“
Wer noch mehr über die Arbeit des Gleichstellungsbüros erfahren möchte, findet hier weitere Informationen.
Die Hochschule ist ein Spiegel der Gesellschaft so so deshalb sind Studenten so respektlos gegenueber Dozentinnen und befolgen keine legitimen Anweisungen.