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Knaupen als Kulturtechnik

Seit geraumer Zeit wird bei Diskussionen über die Zukunft von Architektur und Städtebau eine Bauwende gefordert. Die Disziplin ist gerade dabei, sich neu zu erfinden. Allgemein herrscht große Einigkeit über die grundsätzliche Notwendigkeit eines Umdenkens. Es gibt jedoch auch stark unterschiedliche Sichtweisen bei der konkreten Ausgestaltung und damit auch unterschwellig unauflösbare Paradoxien. Daraus entsteht die Frage, ob dieser Paradigmenwechsel die im Prinzip seit Vitruv bestehende und auch durch die Moderne nicht angezweifelte Art der Betrachtung von Architektur und damit den gesamten disziplinären Kanon nicht in ikonoklastischer Radikalität in Frage stellen müsste.

Dies ist die Ausgangslage einer aktuellen Ausstellung des Kollektivs SAS/LARD in der BDA-Galerie in Berlin. Sie thematisiert diese Frage, indem sie die Untersuchung der vor allem im Saarland verbreiteten Kulturtechnik des Knaupens als Modell vorstellt und den Referenzraum um eine wichtige, bisher randständige Position erweitert. Hier sehen Malik Al Bosta, Ferdinand Arends, Ludwig Arends, Hendrik Kronenberger, Jens Metz, Frederic Omlor, Ulrich Pantle und Marco Schneider ein Potential, welches es zu entdecken gilt.

 

Plakat für die Ausstellung „Knaupen als Kulturtechnik“

 

Im vorderen Bereich der Ausstellung vermitteln einige Artefakte einen anschaulichen Einblick in eine gelebte Kultur der permanenten Erweiterung und Transformation. Eine rhizomatische Darstellung an den Wänden zeigt exemplarisch die Narration eines durch Knauper bestimmten Bauprozesses eines konkreten Gebäudes und zeichnet räumliche, zeitliche und soziale Bezüge nach. Im hinteren Raum, der als Baustelle erscheint, wird ein Feld von Assoziationen in Form einzelner Tafeln aufgespannt, die das Universum des Knaupens in Beziehung zu anderen Praktiken setzt und Ansätze einer Interpretation bieten sollen. Mit Begriffen wie „Gabe“, „Lager“, „Intuition“ oder „Gebäudetyp K“ werden gelebte Praktiken auf ihre vielschichtigen kulturellen Ursprünge zurückgeführt und damit das Knaupen als zukunftsfähige Grundlage eines noch zu verhandelnden künftigen Ausdrucks von Baukultur zur Diskussion gestellt.

Die Eröffnung der durch Tillmann Wagner und Constantin von der Mülbe kuratierten Ausstellung war sehr gut besucht und das Thema stieß auf reges Interesse, auch das Trottoir wurde durch eigens importierte Knaupermöbel bespielt. Ein Diskursabend mit Gästen am 26.09.2024 soll das Thema weiter diskutieren, die Finissage mit Gesprächsabend und Versteigerung der Ausstellungsgegenstände findet am 8. Oktober 2024 statt, jeweils ab 19:00.

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