Struktur und Bedeutung des saarländischen Außenhandels
Das Saarland ist eine überaus „offene Volkswirtschaft“. Mit einer Exportquote von rund 44 % liegt es an der Spitze aller deutschen Flächenstaaten. Fahrzeuge, Stahl und Maschinen sind der „Renner“. Rund zwei Drittel der Exporte gehen dabei in Mitgliedsländer der Europäischen Union.
Auf Einladung von Oliver Groll, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs „International“ der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK), besuchten Studierenden aus dem Bachelor-Studiengang Internationale Betriebswirtschaft der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Leonhard Firlus am 17. Juni 2019 die IHK. Dort hielt Groll einen Vortrag über die Bedeutung des Außenhandels für die saarländische Wirtschaft.
Die Stärke Deutschland als Exportnation lässt sich auf eine Reihe von Faktoren zurückführen: Dies sind u.a. eine starke Industrie, ein flexibler Mittelstand, hohe Qualität und Liefertreue, hoch-qualifizierte betriebliche Ausbildung, preisliche Wettbewerbsfähigkeit sowie große Preisstabilität im Inland und die einheitliche Währung im Euroraum. Wie in kaum einem anderen Bundesland hängt die wirtschaftliche Entwicklung im Saarland von der Entwicklung der Exporte ab.
Das Saarland hat in den vergangenen Jahrzehnten einen beeindruckenden Strukturwandel von der Montanindustrie hin zum Fahrzeug- und Maschinenbau erfolgreich bewältigt. Die mit Abstand bedeutendsten industriellen Arbeitgeber sind – bezogen auf die Beschäftigtenzahlen – die ZF Getriebe AG, die Ford Werke GmbH, der Saarstahl-Konzern, die AG der Dillinger Hüttenwerke sowie die Robert Bosch GmbH.
Bei der sektoralen Struktur der saarländischen Exporte dominieren in herausragender Weise Fahrzeugteile und Fahrzeuge. So erfolgreich das Saarland damit bisher auch war, macht dies deutlich, dass mit der zunehmenden Digitalisierung und einer eventuellen Abnahme der Bedeutung von Verbrennungsmotoren große Herausforderungen auf das Saarland zukommen. Insbesondere kleinere Zulieferbetriebe der Automobilindustrie werden von diesen Strukturveränderungen stark betroffen sein.
Die meisten saarländischen Exporte gingen 2018 nach Frankreich, gefolgt vom Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Aktuell wirft der bevorstehende Brexit mit der Abwertung des britischen Pfunds und der daraus resultierenden sinkenden Nachfrage nach dem in Saarlouis hergestellten Ford Focus mit dem Lenkrad auf der rechten Seite bereits seine Schatten voraus. Als Konsequenz hat Ford in Saarlouis bereits die Entlassung von 900 Mitarbeitern angekündigt.
Auf der Importseite dominieren Spanien und Frankreich das Bild. Dabei ist die bedeutende Rolle Spaniens auf den Import des Seat nach Deutschland über das Saarland zurückzuführen. Sektoral fallen die hohen Importe pharmazeutischer Erzeugnisse auf. Dies beruht im Wesentlichen auf einem erfolgreichen Geschäftsmodell, billige importierte Medikamente entsprechend der deutschen Vorschriften zu beschriften und umzuverpacken.
Gemäß den Ergebnissen einer aktuellen Befragung hat der Anteil deutscher Unternehmen, die eine Zunahme von Hemmnissen bei ihren internationalen Geschäften befürchten, erneut deutlich zugenommen und beträgt nunmehr 47 %. Hierbei spielen insbesondere Sanktionen, lokale Zertifizierungsanforderungen und verstärkte Sicherheitsanforderungen eine Rolle.
Im Anschluss an diesen sehr interessanten Vortrag stand der Referent für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Oliver Groll hält bereits seit vielen Jahren regelmäßig Gastvorträge im Rahmen der Vorlesungen von Prof. Dr. Leonhard Firlus zu außenwirtschaftlichen Fragen. Diese Tradition soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
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