Struktur und Bedeutung des saarländischen Außenhandels
Das Saarland ist eine überaus „offene Volkswirtschaft“. Mit einer Exportquote von rund 42 Prozent liegt es an der Spitze aller deutschen Flächenstaaten. Fahrzeuge, Stahl und Maschinen sind der „Renner“. Ein Großteil geht dabei in Mitgliedsländer der Europäischen Union.
Auf Einladung von Prof. Dr. Leonhard Firlus von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften hielt Oliver Groll, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs „Wirtschaftspolitik und Unternehmensförderung“ sowie Leiter des „Kompetenzzentrums Außenwirtschaft“ der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK), am 6. Juli 2021 einen Online-Vortrag vor Studierenden des Bachelor-Studiengangs Internationale Betriebswirtschaft. Im Fokus stand die Bedeutung des Außenhandels für die saarländische Wirtschaft.
Die Stärke Deutschlands als Exportnation lässt sich auf eine Reihe von Faktoren zurückführen; dies sind u.a. eine starke Industrie, ein flexibler Mittelstand, hohe Qualität und Liefertreue, hoch-qualifizierte betriebliche Ausbildung, preisliche Wettbewerbsfähigkeit sowie große Preisstabilität im Inland und die einheitliche Währung im Euroraum. Wie in kaum einem anderen Bundesland hängt die wirtschaftliche Entwicklung im Saarland von der Entwicklung der Exporte ab.
Das Saarland hat in den vergangenen Jahrzehnten einen beeindruckenden Strukturwandel von der Montanindustrie hin zum Fahrzeug- und Maschinenbau erfolgreich bewältigt. Die mit Abstand bedeutendsten industriellen Arbeitgeber sind – bezogen auf die Beschäftigtenzahlen – die ZF Getriebe AG, der Saarstahl-Konzern, die Ford Werke GmbH, die AG der Dillinger Hüttenwerke sowie die Robert Bosch GmbH, wobei die Beschäftigtenzahl in den drei letztgenannten Firmen im Vergleich zu 2019 um rd. 3.300 abgenommen hat.
Bei der sektoralen Struktur der saarländischen Exporte dominieren in herausragender Weise Fahrzeugteile und Fahrzeuge. So erfolgreich das Saarland damit bisher auch war, macht dies deutlich, dass mit der zunehmenden Digitalisierung und einer Abnahme der Bedeutung von Verbrennungsmotoren große Herausforderungen auf das Saarland zukommen. Insbesondere kleinere Zulieferbetriebe der Automobilindustrie werden von diesen Strukturveränderungen stark betroffen sein.
Die Abnahme der Exporterlöse seit 2017 hat dazu geführt, dass trotz des gleichzeitigen Rückgangs der Importe im Corona-Jahr 2020 das Saarland im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit vielen Jahren ein Außenhandelsdefizit auswies.
Die meisten saarländischen Exporte gingen 2020 nach Frankreich, gefolgt von den USA und dem Vereinigten Königreich. Hierbei sind die Exporterlöse im Handel mit dem Vereinigten Königreich im Vergleich zu 2015 um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Dabei spielten der Brexit und die folgende Abwertung des britischen Pfunds eine wesentliche Rolle.
Auf der Importseite dominieren Spanien und Frankreich das Bild, wobei die bedeutende Rolle Spaniens auf den Import des Seat nach Deutschland über die Firma MOSOLF in Überherrn zurückzuführen ist. Sektoral fallen die hohen Importe pharmazeutischer Erzeugnisse auf. Dies beruht im Wesentlichen auf einem erfolgreichen Geschäftsmodell von Firmen wie Movianto in Neunkirchen oder Kohlpharma in Merzig, billige importierte Medikamente entsprechend der deutschen Vorschriften zu beschriften und umzuverpacken.
Gemäß den Ergebnissen einer aktuellen Befragung hat der Anteil deutscher Unternehmen, die eine Zunahme von Hemmnissen bei ihren internationalen Geschäften befürchten, nach einem deutlichen Anstieg über die letzten vier Jahre im laufenden Jahr leicht abgenommen. Hierbei spielen insbesondere verstärkte Sicherheits- und lokale Zertifizierungsanforderungen eine Rolle.
Im Anschluss an diesen sehr interessanten Vortrag stand der Referent für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Oliver Groll hält bereits seit vielen Jahren regelmäßig Gastvorträge im Rahmen der Vorlesungen von Prof. Dr. Leonhard Firlus zu außenwirtschaftlichen Fragen. Diese Tradition soll auch in Zukunft fortgesetzt werden; dann hoffentlich wieder in Präsenz!
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