Internationaler Workshop „Re-Fact“ auf den Spuren von Schindlers Liste
Zwischen dem 8. und 16. Oktober besuchten sechs Architekturstudierende der htw saar, begleitet von Prof. Köhler und Dekan Prof. Metz im Rahmen des internationalen Workshops Re-Fact die VUT in Brno, um mit weiteren europäischen Hochschulen Konzepte für die geschichtsträchtige, vom Verfall bedrohte Fabrik von Oskar Schindler auszuarbeiten.
Die allermeisten wohl kennen den mit sieben Oscars prämierten Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg, der die Geschichte der Rettung von rund 1200 Juden durch den deutschen Unternehmer Oskar Schindler erzählt.
Rund 50 km nördlich vom tschechischen Brno, dem Standort der diesjährigen Gastgeberhochschule VUT, befindet sich die ehemalige Fabrik von Oskar Schindler, in welcher jene 1200 „Schindlerjuden“ vor der Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau bewahrt wurden.
Doch dieses Fabrikgelände in Oskar Schindlers Heimatort Brněnec ist heute verfallen und zeugt nicht mehr von seiner historischen Bedeutung.
Mit dem Wandel und der Erneuerung ebensolcher industrieller Kulturgüter beschäftigt sich die seit 2006 bestehende Partnerschaft Re-Fact der Fakultäten für Architektur Brno, Nancy, Florenz, Sevilla, Berlin (BHT) und Saarbrücken, um internationale Zusammenarbeit als didaktisches Modell im Rahmen von Workshops zu fördern.
Den Studierenden des diesjährigen Workshops stellte sich in Anbetracht der erdrückenden Geschichtslast zunächst die Frage, wie man überhaupt mit solch einem Ort umzugehen hat.
Begleitet wurden sie dabei von Daniel Löw-Beer, Nachfahre jener jüdischen Familie, die ursprünglich Schindlers Fabrik sowie die weltbekannte Villa Tugendhat von Mies van der Rohe erbauen ließ. Daniel Löw-Beer hat das seinerzeit von den Nazis enteignete Fabrikgelände wieder zurück erworben und eine Stiftung, die Löw-Beer and Schindler Foundation, zur Rettung der Fabrik ins Leben gerufen.
Gemeinsam mit Daniel Löw-Beer besichtigten die Studierenden am Anfang der Woche die Villa Tugendhat und Schindlers Fabrik, um vor allem von letzterer Eindrücke und Inspirationen für den Workshop zu sammeln, ehe man sich in den Räumlichkeiten der VUT zusammenfand und mit der Ausarbeitung von Konzepten für das Fabrikgelände begann.
Für den Workshop teilten sich die Studierenden in Gruppen, in denen jede Hochschule einmal vertreten war: Das war interessant und herausfordernd zugleich, gab es doch Sprachbarrieren, unterschiedliche Ansätze und Vorstellungen.
Trotz allem: „Besonders gut hat mir die Zusammenarbeit mit Studenten aus ganz Europa gefallen“, befand Jakob Dörr, Masterstudent der htw saar, wenngleich er betont, dass es „schon verschiedene Arten und Weisen [gibt] Architektur zu betrachten“. Vor allem regionale Unterschiede seien dabei deutlich geworden, so Jakob Dörr: „Es war spannend zu sehen, wie meine spanischen und italienischen Kollegen doch andere Betrachtungsweisen haben als beispielsweise meine Kollegen aus Nancy und Saarbrücken“.
Und dennoch fanden die internationalen Gruppen schnell auch sozial zueinander, es entstanden Freundschaften beim gemeinsamen Abendessen und die Stimmung war offen und herzlich, was sich schließlich auch auf die die Ergebnisse der Arbeit positiv niederschlug.
Am Ende der Workshop-Woche konnten die Studierenden sechs Entwurfsansätze präsentieren und in einer digitalen Mappe an Daniel Löw-Beer übergeben.
Für die Masterstudierenden der htw saar ist die Arbeit aber noch nicht beendet: Im Bewusstsein der vor allem für deutsche Studierende bestehenden Wichtigkeit von Holocaust-Aufarbeitung, soll in den kommenden Monaten ein dokumentierender Kurzfilm sowie ein Booklet entstehen.
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