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Aktuelle „Covid Saar“-Studie: Lebenszufriedenheit im Saarland wieder leicht gestiegen

Ein Vergleich der Befragungsergebnisse innerhalb der „Covid_Saar“-Studie zeigt, dass die Lebenszufriedenheit wieder gestiegen ist und der Sommer von vielen Saarländerinnen und Saarländern zum Nachholen von verpassten Erlebnissen genutzt wurde. Die Impfpflicht scheint im Corona-müden Saarland kein Thema mehr, aber die Diskussion um diese hat Spuren hinterlassen.

An der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) untersucht das Marketing-Science Forscherteam um Prof. Dr. Tatjana König, wie sich die Corona-Pandemie auf die Lebensqualität der saarländischen Bevölkerung auswirkt. Im Rahmen des von der Staatskanzlei mit Mitteln aus dem Landesforschungsförderungsprogramm geförderten Projekts haben in der aktuellen Erhebung (Juni-August 2022) wiederum mehr als 1.000 Saarländerinnen und Saarländer aus unterschiedlichen Beschäftigungs- und Altersgruppen teilgenommen – darunter auch etwas mehr als 10 Prozent Ungeimpfte.

In der aktuellen Erhebung ging es um die rückblickende Bewertung der eigenen Impfent­scheidung sowie um die künftige Impf- bzw. Auffrischungsabsicht. Dabei zeigt sich, dass sich 76,7 Prozent mit ihrer Impfentscheidung wohl oder sehr wohl fühlen, bei den über-50-Jährigen, von denen viele mit Unterstützung des Netzwerks Onlinerland Saar in die Erhebung eingebunden werden konnten, sind es 84 Prozent. Bei den Ungeimpften beträgt dieser Anteil sogar 94,5 Prozent und hier besteht auch für die Zukunft keine Impfabsicht. Dies ist im Einklang mit einer anthroposophischen Grundhaltung, die bei den Ungeimpften besonders stark ausgeprägt ist und ein großes Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers nahelegt.

Die Impfabsicht im Fall künftiger Corona-Wellen liegt insgesamt bei ca. 50 Prozent, wobei hier ein deutlicher Alterseffekt zu beobachten ist. Bei den über-50-Jährigen liegt die künftige Impf-Bereitschaft bei 61,4 Prozent. Dabei machen weniger als 30 Prozent der Befragten ihre Impf-Absicht von der Bedrohlichkeit künftiger Impfvarianten abhängig (Ungeimpfte 8,8 Prozent, Geimpfte 41,7 Prozent).

Insgesamt zeigt sich eine erhebliche „Corona-Müdigkeit“: Dreiviertel der Befragten sind das Thema leid, bei den Befragten unter 50 Jahren sind es sogar über 80 Prozent im Vergleich zu lediglich 55 Prozent bei den über-50-Jährigen.

Bei nahezu der Hälfte der Befragten bestehen Zweifel an der Zuverlässigkeit der Schnell­tests. Nach der unerwartet hohen Infektionswelle im Frühjahr/Sommer hat sich weitgehend Desillusionierung breitgemacht, was die Möglichkeit der Verhinderung von Infektionswellen durch die zu Jahresbeginn vieldiskutierte Impf-Pflicht angeht. Nur noch etwas über 30 Prozent der Befragten halten eine Impf-Pflicht für eine Hilfe zur Vorbeugung gegen weitere Covid-Infektionswellen. Die Zustimmung hierfür fällt mit knapp über 40 Prozent deutlich höher in der Gruppe der Befragten aus, die bislang keine Covid-Infektion hatten.

Dass die Corona-Zeit und die ergriffenen Maßnahmen zu einer Spaltung der Gesellschaft beigetragen haben, glauben knapp 70 Prozent der Befragten. Auch eine stetige Abnahme des gesellschaftlichen Zusammenhaltes nehmen über 60 Prozent der Befragten wahr. Insbesondere die Debatte um eine mögliche Impfpflicht wurde gerade bei den Ungeimpften mehrheitlich als psychisch sehr belastend empfunden und immerhin auch von knapp einem Fünftel der Geimpften. Dabei gaben 43,1 Prozent der Ungeimpften an, dass sich durch ihre persönliche Haltung zur Corona-Thematik ihr soziales Umfeld verändert hat, in 28 Prozent der Fälle zog die persönliche Impf-Haltung auch eine Veränderung der beruflichen Optionen und Perspektiven nach sich. Insgesamt entstand bei Dreiviertel der Befragten der Eindruck, dass in Teilen der Gesellschaft zu wenig Offenheit für andere Meinungen besteht (Geimpfte: 73 Prozent, Ungeimpfte 96 Prozent).

Im Hinblick auf die politischen Parteien waren lediglich 15,8 Prozent der Geimpften und 1,9 Prozent der Ungeimpften der Meinung, dass diese die verschiedenen Meinungen der Bevölkerung gut abgebildet haben. Rückblickend bewerteten nur 26,6 Prozent der Befragten die von der Politik ergriffenen Corona-Maßnahmen in den letzten zwei Jahren als angemessen. Die aktuelle Erhebung zeigt weiterhin einen leichten Rückgang des Vertrauens in die Demokratie in unserem Land.

Aktuell gaben 19 Prozent der Befragten an, Mühe zu haben, mit ihrem Geld zurecht zu kommen. Immerhin konnte ein knappes Drittel der Befragten während der Corona-Zeit mehr Ersparnisse als sonst aufbauen, für 47 Prozent gilt dies allerdings nicht. Bei mehr als der Hälfte bestand ein Bedürfnis danach, verpasste Erlebnisse aus der Pandemie-Zeit diesen Sommer nachzuholen. Hier standen v.a. die Bereiche Reisen, Socializing und Gastronomie-Besuche bei Befragten unter 50 Jahren im Vordergrund.

Erfreulich ist die Entwicklung der Lebenszufriedenheit, die im Vergleich insbesondere zur Wintererhebung 2020/21 wieder gestiegen ist. Auch wenn sie sich noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau befindet, so gaben doch immerhin 63,8 Prozent der Befragten an, derzeit zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein. Zudem zeigte sich die Mehrheit der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Gesundheitszustand. Dies gilt nochmals mehr für Ungeimpfte als für Geimpfte.

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