Perspektivwechsel durch interprofessionelle Zusammenarbeit
Erfolgreiche Patientenversorgung erfordert Teamarbeit zwischen Medizin, Pflege und zahlreichen weiteren beteiligten Professionen. In Deutschland bestehen traditionell oft noch hierarchische Verhältnisse vor allem zwischen Medizin und Pflege, die erst langsam überwunden werden. Eine Zusammenarbeit wird daher am besten schon früh im Studium angelegt, denn so lassen sich sehr gut die unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen, um in dem immer komplexer werdenden Gesundheitssystem gemeinsame Ziele mit dem Patienten zu erreichen.
Interdisziplinäre Ausbildung von Studierenden der Gesundheitsprofessionen ist international bereits etabliert. Auch im Saarland werden nun interprofessionelle Ausbildungseinheiten für die Praxis umgesetzt: Seit Mitte 2022 bilden die Universität des Saarlandes (UdS) in Homburg und der Bereich Pflegewissenschaft der htw saar gemeinsam Pflegekräfte und Mediziner im Rahmen einer Lehrveranstaltung aus. In einem ganztägigen Seminar im Rahmen des Homburger Kommunikations- und Interaktionstrainings (HOM-KIT) praktizierten Pflegestudierende der htw saar gemeinsam mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Medizinstudium am Universitätsklinikum in Homburg nun zum zweiten Mal interprofessionelle Patientenversorgung.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Anne-Kathrin Cassier-Woidasky von der htw saar und Prof. Dr. Johannes Jäger von der Universität des Saarlandes hielten die HOM-KIT Verantwortlichen Fabio Lizzi und Roberto D’Amelio einige Herausforderungen für die Studierenden bereit: Professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler spielten „Patienten“ in Szenarien des Stationsalltags und forderten damit von den Studierendenteams gemeinsame Lösungsansätze: Wie bringt man einem Patienten mit schmerzhafter Gichterkrankung bei, dass seine Behandlung nur dann erfolgreich sein kann, wenn er auch sein Alkoholproblem angeht? Wie vermittelt man einem Patienten, dass seine Sehstörungen mit seinem dauerhaft erhöhten Blutdruck zusammenhängen und dies sogar einen Krankenhausaufenthalt rechtfertigen kann? Jeweils im Tandem aus Medizin und Pflege, in dem man sich auf Augenhöhe ergänzt, wurden Visitengespräche mit den „Patienten“ durchgeführt. Im Anschluss wurden die Gespräche gemeinsam mit den „Patienten“ und den zuschauenden Studierenden unter Anleitung reflektiert. „Fehler machen war erlaubt, ebenso wie Dinge auszuprobieren. Das war eine hervorragende Erfahrung: Etwas gemeinsam auszuprobieren, was man sich im Ernstfall nicht getraut hätte. Dabei bringt das Wissen der jeweils anderen Profession eine wichtige Perspektiverweiterung,“ so die einhellige Meinung der Studierenden.
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