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Wie sich Stadtteile für Hitzetage wappnen können

Wie können wir in Stadtteilen den klimatischen und gesundheitsbezogenen Herausforderungen begegnen? Diese Frage haben sich Studierende des Master-Studiengangs Soziale Arbeit an der htw saar gestellt. In einem Lehrforschungsprojekt haben sie sich in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, dem Regionalverband Saarbrücken und der Gemeinwesenarbeit die Stadtteile Folsterhöhe und Brebach angeschaut, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die dortigen Bewohner, insbesondere an Hitzetagen im Sommer, zu analysieren. Das Projekt wurde durch Mittel der gesetzlichen Krankenkassen gefördert.

Für die beiden Stadtteile Folsterhöhe und Brebach haben die Studierenden bedarfsorientierte Aktionen und Maßnahmen entwickelt, um die Menschen vor Ort für den Umgang mit den klimatischen Herausforderungen zu sensibilisieren und dabei ihr gesundheitliches Wohlbefinden zu fördern. Am 17. Juli 2023 wurden die Ergebnisse des Projekts gemeinsam vom wissenschaftlichen Leiter, Prof. Dr. Christian Schröder, und den Master-Studierenden vorgestellt und diskutiert.

Präsentation der Ergebnisse des Lehrforschungsprojekts Klima und Gesundheit. Foto: Diener/htw saar

„Um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen, benötigen wir eine Perspektiverweiterung: Wir müssen verstehen, dass wir nicht nur in der Welt leben, sondern dass wir von der Welt leben. Ziel sollte es sein, unsere Lebensbedingungen vor der voranschreitenden Zerstörung durch die Menschheit zu retten“, so Prof. Schröder zu Beginn der Veranstaltung. Es sei entscheidend, nicht nur individuell den eigenen Lebensstil zu verändern, sondern auch die Gesellschaft umzustrukturieren. „Dazu müssen wir meines Erachtens Ansätze entwickeln, die in den Lebenswelten der Menschen ansetzen und entlang der bereits spürbaren Folgen des Klimawandels – wie Hitzetage und damit verbundene gesundheitliche Auswirkungen –  Anpassungsstrategien partizipativ erarbeiten“, so Schröder.

Hier setzt das Lehrforschungsprojekt ‚Klima und Gesundheit‘ an: Studierende treten in engen Austausch mit Bewohner*innen der Folsterhöhe und Brebach, um gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden, welche Maßnahmen für sie vor Ort wichtig sind, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. So haben die Master-Studierenden einige Vorschläge erarbeitet, die mit wenig Aufwand realisierbar sind und die Situation für die Bewohner*innen nachhaltig verbessern.

Gegen die zunehmende Hitzebelastung auf der Folsterhöhe wurden beispielsweise Sonnensegel aus Patchwork, die zwischen den Hochhäusern gespannt werden, vorgeschlagen. Außerdem: Die Reaktivierung des Brunnens an der Hirtenwies samt Ausbau zum Wasserlabyrinth, eine kostenlose Öffnung des Schwimmbads für alle Bewohner*innen an Hitzetagen und eine barrierefreie Bushaltestelle im Schatten, die den ÖPNV gegenüber dem Privatauto attraktiver machen könnte. Ebenso ein mobiler Verkauf von gekühlten Getränken und Eis sowie eine dazugehörige Sozial- und Gesundheitsberatung waren konkrete Vorschläge der Studierenden.

In Brebach haben die Studierenden auf dem dort beliebten Sportplatz schattige Ruhe- und Spielplätze vorgeschlagen. Auch sogenannte Parklets, schattige Orte mit Aufenthaltsqualität, sollen Zuflucht an Hitzetagen vor allem für ältere Menschen bieten.

Bei der Realisierung der Projektideen sollen die Bewohner*innen immer mit einbezogen werden. Damit seien die gefundenen Lösungen kostengünstig realisierbar, da sie gemeinsam mit den Bewohner*innen entwickelt werden und Upcycling-Materialien (z. B. Patchwork-Sonnensegel) verwendet werden können. Sponsor*innen könnten zudem zur Gegenfinanzierung beitragen (z. B. Parklet: Brebacher Wohlfühloase) oder bereits vorhandene Ressourcen können anders eingesetzt werden (z. B. Mobile Sozial- und Gesundheitsberatung).

„Durch partizipative Anpassungsmaßnahmen können wir gleichzeitig auch die CO2-Emissionen reduzieren. Beispielsweise könnten Parkplätze durch begrünte Parklets ersetzt oder der Fußweg zur Schule zu einem beschatteten Abenteuerparcours autoverkehrsberuhigt umgestaltet werden. So entsteht ein Bewusstsein für den notwendigen Umbau der Stadt, der positiv mit einer Erhöhung der Lebensqualität im urbanen Raums konnotiert werden sollte“, so Prof. Schröder.

Bei der abschließenden Diskussion mit allen Teilnehmer*innen war man sich einig, dass aus den Ergebnissen auch wichtige Erkenntnisse für die Arbeit in Politik, Praxis und Wissenschaft gezogen werden können. Prof. Schröder sieht das Lehrforschungsprojekt als Auftakt für realisierbare Maßnahmen, die auf alle Stadtteile übertragbar sind: „Es wäre großartig, wenn die Veranstaltung nicht nur den Abschluss eines Lehrforschungsprojekts markiert, sondern andere die Initiative aufgreifen und in diese Richtung weiterarbeiten“.

 

Die Ergebnisse auf einen Blick:

htwsaar_KlimaUndGesundheit_Abschlussveranstaltung_A0_c

 

 

 

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