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htw saar Professorin weist Wege aus dem Pflegenotstand

Prof. Dr. Anne-Kathrin Cassier-Woidasky sprach als Expertin zum Thema Pflege beim DGN Kongress. Foto: DGN/Claudius Pflug

Die Corona-Pandemie hat den zunehmenden Mangel an Pflegekräften schonungslos offengelegt. Schon lange sucht die Gesundheitswirtschaft dringend nach Wegen, Pflegefachkräfte zu finden und zu binden und so den drohenden Pflegenotstand abzuwenden. Wichtige Impulse hierzu gab Dr. Anne-Kathrin Cassier-Woidasky, Professorin für Pflegewissenschaft an der htw, auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin. Diese medizinische Fachgesellschaft bot erstmals im Rahmen ihres Jahreskongresses ein interdisziplinäres Forum für die Pflege an. Zentrales Thema dieses „DGN-Forums Pflege“ war die Fachkräftegewinnung in der Neurologie und interprofessionelle Kooperation. Dem Einführungsvortrag der htw saar Professorin mit etwa 700 zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern folgte ein hochkarätig interdisziplinär und international besetztes Expertenforum, das von Prof. Dr. Waltraud Pfeilschifter (Lüneburg) und Prof. Dr. Anne Rahn (Lübeck) moderiert wurde und Perspektiven der Pflegeentwicklung in der Neurologie beleuchtete.

In ihrem Einführungsvortrag ging Prof. Cassier-Woidasky der Frage nach, wie man die Gründe für das berufliche Abwandern von Pflegekräften in Anziehungskräfte verwandeln kann. Hierzu kooperiert sie mit der Uni Lübeck im htw-Initialförderungsprojekt „Neuropflege“. Die bisherigen Arbeiten zeigen, dass vor allem die Arbeitsbedingungen der Pflegenden sowohl Pflegequalität, Zufriedenheit als auch Ausstiegsabsichten beeinflussen: Gute Arbeitsbedingungen können die Sterblichkeit um bis zu zehn Prozent reduzieren. Bei schlechten Arbeitsbedingungen zeigt selbst ein höherer Personaleinsatz keinerlei Wirkung. Mehr Personal kann nur dann eine positive Wirkung entfalten, wenn die Einrichtungen eine positive Unternehmenskultur pflegen. Hier sind die Führungskräfte auf allen Ebenen gefragt, gemeinsam und professionsübergreifend Faktoren wie die Zusammenarbeit zwischen Pflege und Ärzten, Führungsstile und Leitungsverantwortung sowie eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten zu etablieren und vorzuleben.

In einem weiteren Vortrag berichtete Prof. Sandy Middleton, Direktorin des Nursing Research Institute von der Australian Catholic University aus Sydney ebenfalls von einem Kooperationsprojekt mit der htw. Die von Prof. Middleton entwickelte Leitlinie zur Verminderung der Sterblichkeit bei Schlaganfallpatienten durch Monitoring einfacher Parameter wird zurzeit unter Leitung von Prof. Cassier-Woidasky und Prof. Pfeilschifter in deutschen Krankenhäusern implementiert.

Ergänzt wurde die Sitzung durch die erstmalige Verleihung des DGN-Pflegepreises an insgesamt drei neurologische Pflegeteams. Sie zeigte klar, welchen Nutzen akademisch qualifizierte Pflege für die Patientenversorgung hat, denn alle Preisträger sind Absolvent:innen von Pflegestudiengängen. In der abschließenden Round Table Diskussion mit neurologischen Chefärzten wurde erörtert, welche weiteren Studienangebote zu den häufigsten neurologischen Krankheitsbildern (Schlaganfall, Demenz, Multiple Sklerose, Epilepsie und Parkinson) in Deutschland noch fehlen. An der htw saar sollen hierzu neue Studienangebote im Masterbereich entwickelt werden, um den steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der neurologischen Pflege in den kommenden Jahren zu decken.

 

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