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Absicherung und Finanzierung von Exporten durch Hermesdeckungen

Deutschland ist eine sehr offene Volkswirtschaft, für die Exporte eine wesentliche Rolle spielen. Doch Exporte und Direktinvestitionen – vor allem außerhalb der Europäischen Union und anderer entwickelter Industriestaaten – unterliegen einer Reihe spezieller Risiken. Wenn vielleicht große Unternehmen diese Risiken noch allein tragen können, so würden diese Risiken im Falle ihres Eintritts für viele kleine und mittlere Unternehmen das Aus bedeuten. Damit diese Marktchancen nicht ungenutzt bleiben, bieten die Regierungen vieler Industriestaaten spezielle Absicherungsinstrumente an. Unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ist PricewaterhouseCoopers für Investitionsgarantien zuständig und Euler Hermes für Exporte.

Im Juni 2018 folgte Philipp Laass, zuständig für Market & Commercial bei Euler Hermes, der Einladung von Prof. Dr. Leonhard Firlus von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und hielt vor Studierenden des Bachelor-Studiengangs Internationale Betriebswirtschaft einen Vortrag über die Angebotspalette von Euler Hermes für die deutsche Exportwirtschaft. Ebenfalls zu Gast war Iris Scherer-Wunn, Teamleiterin des Bereichs Auslandsmärkte/SaarLorLux bei der IHK Saarland.

Bei den Exportkreditgarantien des Bundes geht es primär um die Absicherung der politischen und wirtschaftlichen Risiken bei Ausfuhrgeschäften deutscher Exporteure. Dabei muss es sich um im Wesentlichen in Deutschland hergestellte Produkte handeln. Der Anwendungsbereich der Hermesdeckungen hängt ab vom Sitz des Abnehmers („Bestellerland“) und der Risikolaufzeit. Es ist eine Entscheidung der Bundesregierung, ob eine Land in diesen Anwendungsberiech einbezogen wird oder nicht – so ist gegenwärtig ein Export nach Nordkorea oder in den Sudan nicht deckungsfähig. Im Rahmen des Haushaltsgesetzes wird für die Exportkreditgarantien insgesamt ein Ermächtigungsrahmen von 160 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Die höchsten neu übernommenen Deckungen betreffen Lieferungen nach Russland, in die Türkei, nach Singapur und China. Die Gebühren für die Hermesdeckungen selbst müssen insgesamt mittelfristig kostendeckend sein – wie bei jeder Versicherung. Andernfalls wäre dies eine unerlaubte Subventionierung der eigenen Exporte. Dass die abgesicherten Risiken nicht nur theoretischer Natur sind, zeigen auch die Auszahlungen für Schäden, die sich in den letzten vier Jahren auf insgesamt rund 1,9 Mrd. Euro beliefen. 2017 bezog sich die größte Auszahlung beispielsweise auf einen Schaden im Vereinigten Königreich.

Der Risikoschutz umfasst den gesamten Zeitraum vor und nach Lieferung, denn bereits während der Fabrikationszeit kommt es vor, dass ein Kunde vom Vertrag zurücktritt oder in Konkurs geht. Eine speziell den Wünschen des Kunden entsprechend entworfene und angefertigte Maschine hätte dann eventuell nur noch den Materialwert. Nach der Lieferung geht es um eine Lieferantenkreditdeckung, denn häufig sind die Kunden nicht in der Lage, den Kaufpreis sofort bei Lieferung in einer Tranche zu zahlen.

Die Höhe der Gebühren hängt vom „Bestellerland“ ab. Dabei muss der Exporteur aber immer eine gewisse Selbstbeteiligung übernehmen. Bei der Finanzierung von Exporten geht es im Wesentlichen darum, dass letztlich die Bundesregierung über die Hermesdeckung als Garant zur Verfügung steht und Geschäftsbanken bereit sind, solche Exporte zu tragbaren Konditionen zu finanzieren. Entschieden wird über die Anträge im Rahmen des sogenannten Interministeriellen Ausschusses (IMA) unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Philipp Laass hob in seinem Vortrag hervor, dass er bei seinen zahlreichen Unternehmenskontakten immer wieder feststellen muss, dass viele Unternehmen nicht ausreichend über diese Absicherungsinstrumente für deutsche Exporteure informiert sind. Nach diesem Vortrag können unsere Studierenden nun ihre zukünftigen Arbeitgeber auf die Leistungen von Euler Hermes hinweisen.

Im Anschluss an diesen sehr interessanten Vortrag stand der Referent noch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.

Philipp Laass erklärte sich bereit, auch in Zukunft Gastvorträge im Rahmen der Vorlesung von Prof. Dr. Leonhard Firlus zu halten.

 

Philipp Laass, links (Euler Hermes), Iris Scherer-Wunn (IHK Saarland) und Prof. Dr. Leonhard Firlus (htw saar).
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